Dienstag, 1. Juni 2010

Leid und Elend aller Orten

Wenn Familie Hoffmann am Ende des Jahres einen Stift gereicht bekommt, verbunden mit der Aufforderung doch bittesehr eine Woche des Jahres 2010 unwiederbringlich zu streichen, sie zu eliminieren, dann wird die Wahl nicht schwer fallen.

Es sind diese letzten Tage des Mais und die ersten des Junis. Der Bundespräsident tritt zurück und Deutschland gewinnt den Eurovision Song Contest. Und Familie Hoffmann hat so ihre Sorgen:

Die Geschichte von Papas linkem Fuß ist lang, unapetitlich und soll hier nicht näher thematisiert werden. Um zu verdeutlichen, wie blöd hier alles lief, erwähnen wir nur kurz, dass innerhalb von acht Tagen stolze sechs Ärzte aufgesucht wurden, zweimal davon in der Notaufnahme.
Laufen konnte Papa praktisch gar nicht. Die meisten Ärzte verordneten strengste Fußruhe. Ob im Haushalt Kinder leben, frugen die Ärzte nicht.

Die in diesem Hause lebenden Kinder reagierten keinesfalls geschockt über den erbärmlichen Zustand des Erzeugers: Oscar lachte, als Papa auf einem Bein zum Frühstückstisch hüpfte und Ella konnte erstmals in ihrem Leben einen großen Teil der Betreuungsschuld zurückzahlen, die sie beim Vater in den letzten knapp vier Jahren angesammelt hat.

So brachte sie dem angeschlagenen Elternteil Wasser und schmierte ihm auf herzzerreißende Weise einen Nutella-Toast und brachte ihm das Top-Frühstück ans Bett.

Wenn ein Elternteil ausfällt, muss das andere doppelt so viel Gas geben. Mama umsorgte Ella, Oscar und Papa und wurde tagtäglich grauer im Gesicht. Ein großes Lob gab es dann am Sonntag endlich vom Gatten: "Du arbeitest wie ein Pferd!"

Als Mama und Papa wieder Erwarten, weil eben noch im Krankenhaus, den Song Contest im vertrauten Kreise feiern durften, gab es wenige Kilometer entfernt, bei Oma und Opa auch so leichte Probleme:

Der Erzählung der Oma nach zu urteilen, besudelten Ella und Oscar die großmütterliche Wohnung, weil das große Kind seinen Mageninhalt in äußerst beeindruckender Weise auf dem Teppich verteilte und dabei wohl stark an einen aufgedrehten aber nicht fixierten Wasserschlauch erinnerte, der unkontrollierbar in alle Richtungen sprudelt, und das kleine Kind - nur mit einer (vollen) Windel bekleidet - durch geschicktes Powackeln ein bisschen Darminhalt hinzufügte. Oma war beschäftigt, Ella richtig krank.

Und nun ist Schluss mit den Jammer-Meldungen: Die Fotos zeigen die heile Welt und die wird jetzt auch noch kurz erwähnt:

Nahezu täglich eröffnen derzeit in Kreuzbergs neue Parks. Einer davon beinhaltet den so genannten Matsch-Spielplatz. Dort befindet sich viel Erdreich und ein Wasserhahn. Mama besuchte den heiligen Ort und stellte dort verwundert fest, dass Ella und Oscar die einzigen Kinder mit Matsch-Hose waren.

Von Kopf bis Fuß voll mit Matsch waren binnen Sekunden aber alle anwesenden Kinder. Mama freute sich über die kluge Kleidungswahl, Ella befasste sich stundenlang mit einer Gießkanne und Oscar latschte ebenso lange immer den gleichen Erdhügel hinauf und wieder hinunter. An der Stelle sollte man aber erwähnen, dass Oscar laut einer kurzen statistischen Erhebung des heutigen Abends etwa alle 30 Sekunden hinfällt.

Zwei weitere Bilder zeigen Ella beim Bambini-Lauf im Victoriapark. Rund 200 Meter musste die sonst so lauffaule Ella zurücklegen, ließ dabei die harte Konkurrenz ihrer Kita (Luke, Vincent und Matea) hinter sich und überquerte schließlich als Siegerin die Ziellinie. Prämie: Eine Zahnbürste mit Glitter.

Das einzig nicht thematisierte Bild zeigt Oscar. Es war Abend. Oscar und Ella hatten gebadet und schliefen schon lange. Dann ein Schrei. Oscar ist wach. Mama holt ihn (Papa konnte nicht laufen). Ein lautes Lachen aus dem dunklen Zimmer. Dann trägt die vergnügte Mutter ihren verwirrten Sohn zur Anschauung ins Wohnzimmer. Oscars Haare standen in unrealistische Richtungen ab. Hat er eventuell eine Steckdose gefunden, in der keine Kindersicherung ist?

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