Montag, 5. April 2010

Wurst-Kater

Dass der Garten von Manja, Christian und Maria, die wir jedes Jahr zu Ostern in Weimar besuchen, nicht eben ist, hatte uns vorher niemand gesagt.

Dieser Garten jedenfalls ist ein wahrer Naturgarten, ein Freund von Unebenheiten, kleinen Buckeln und unzusammenhängenden Grasbewuchs.
Oscar dagegen befindet sich in einer Lebensphase, in welcher das Laufen an sich schon derart sensationell und schwierig ist, dass er im Prinzip nur auf lasergenau gemessenen Ebenen gut vorwärts kommt.

Der erste Tag in Weimar war daher aus Sicht unseres Sohnes ein Fiasko: Oscar konnte nicht einen Schritt auf dem vielleicht 1000 qm großen Areal tun. Stets trat er auf etwas Schiefes, stürzte und blieb dann einfach liegen, da er recht früh merkte, dass das Laufen auf diesem Acker ohnehin nichts bringt.
So lag er dann recht häufig einfach nur da und starrte in den Himmel Weimars, während die beiden Mädels schon eifrig am Spielen waren.

Doch schon am nächsten Tag hatte sich der kleine an die Begebenheiten gewöhnt und balancierte schon recht gekonnt durch den Garten.
Es lohnte sich ja auch, denn am Abend wurde gegrillt, und wer da nur auf dem Rücken liegt, der bekommt zu wenig Wurst.
Oscar der Wurstfreund und Thüringen, das Land der Wurst. Man musste kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass das schon irgendwie funktionieren würde. Und richtig: Oscar gelang es mal wieder, zum Gesprächsthema Nr.1 zu werden, indem er absonderliche Mengen an Wurst verzehrte. Es waren am Ende wohl etwa 2 Thüringer Bratwürste nebst Brot, die den Weg in einen Körper fanden, der selbst ungefähr so groß wie 2 Thüringer Würste mit Brot ist.

Am nächsten Morgen jedenfalls sah man einen bleichen Grill-Freund am Frühstückstisch, der sich nicht so recht am Brötchen-Essen beteiligen wollte. In Oscar war eine unfassbare Menge an verdauter Nahrung, die den Weg halt nur noch raus finden musste.
Als Oscar dann diese Menge gnädigerweise auf zwei Windeln verteilte, waren seine Eltern nicht schlecht beeindruckt und die Klamotten des Wurstlings schön eingesaut. Später wurde Oscar dann auch noch übel. Man rätselt wieder mal, ob Oscar einen Infekt hat oder ob es dann doch an seinen Essgewohnheiten liegt, dass er alle 14 Tage mit recht großen Magen-Darm-Beschwerden durchs Leben wankt. Selbstkritische Eltern mögen hier sogar die Schuld bei sich suchen, aber hey. Es ist Ostern. Da gibt es nunmal Wurst und Schokoladeneier.

Was für Oscar der Grill-Kater am nächsten Morgen war, war für Ella der Abend davor, denn da kam es zum schlimmsten von insgesamt etwa 6 Stürzen von der Schaukel. Ella trug eine böse Beule davon, wobei wir froh sein können, dass zuvor nicht allzuviel passiert war, als Oscar seelenruhig in die Amplitude von Ellas Schaukel wankte. Eine Szene, die man in den Pannenshows des Senders RTL2 schon 1000 mal gesehen hat, dachte Papa noch, als ein anderer Grill-Gast schneller schaltete und Ellas Schaukeln jäh beendete, indem er in Schaukel und Kind sprang.
Oscar, soeben vor der Kopfnuss seines Lebens bewahrt, verstand nichts. Ella heulte. Dann heulte auch Oscar. Dankbarkeit für den Grill-Gast, der zersaust am Boden saß und von den Erwachsenen gelobt und den Kindern gehasst wurde...

Neu ist außerdem, dass Oscar nun, nachdem er in Weimar für Stunden in den Sandkasten gesetzt wurde, bereit ist, Sand zu berühren. Das ist ja so eine wirklich kontraproduktive Macke der Kleinkinder, dass sie Sand nicht anfassen wollen. Oscar wie gesagt hat nun den Frieden mit Sand geschlossen, fasst ihn aber derzeit nicht in Massen an, sondern eher Korn für Korn, was das Buddeln zu einem sehr zeitaufwändigen Unterfangen macht.

Mit österlichen Grüßen geben wir nun unserer Tochter das Mikro in die Hand und freuen uns, dass sie mit dreieinhalb Jahren nun auf dem Humor-Niveau von Helge Schneider angelangt ist.
Ella sagte nämlich am Samstag morgen zu ihren Eltern: "Hallo ihr drei beiden!"

Herr Schneider. Die Urheberrechte an diesem grandiosen Zitat liegen bei Ella.

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