Sonntag, 11. April 2010

Das grün-gelbe As

Man muss sich das am Ende des Blogs anklickbare Video ansehen, um nachvollziehen zu können, dass es Oscar als kleines Geschwisterchen einer rigorosen Dreijährigen nicht immer leicht hat.
Erstaunlich an der dokumentierten Minute ist vor allem, dass Oscar durchaus gute Miene zu seinem unwürdigen Spiel als Teddybär macht.
Wer genau darauf achtet, wird feststellen, dass er - trotz unfassbarer physischer Belastung - nur einmal kurz wimmert, sonst aber durchaus gut gelaunt dem Geschehen folgt.

Diese Bilder entstanden am frühen Sonntagabend und sind daher brandaktuell. Keiner weiß, ob Oscar es nun aufgegeben hat, seine Schwester zu verprügeln, wenn sie sich ihm nähert oder ob die auf dem Video erkennbare Phase des mehr oder weniger friedlichen Spielens nur ein Strohfeuer war.

Normal war in dieser Woche, da Ellas Kita geschlossen war, nämlich ein anderes Bild.
Ellas Versuche, Oscar an die Hand zu nehmen oder zu streicheln, quittierte Oscar mit wüstem Gehaue nach seiner Schwester. Hier hat jemand in den letzten Wochen eindeutig zu viele schlechte Erfahrungen gesammelt. Der pure Selbsterhaltungstrieb ließ Oscar keine andere Wahl, als auf Ellas Zärtlichkeiten mit Gewalt zu reagieren. Aber wie gesagt - das unten stehende Video macht Hoffnung auf Besserung des angespannten Verhältnisses.

Ansonsten ist zu dieser Woche zu sagen, dass Ella hier im Hause die einzig gesunde Person war.
Während Oscars Augen am Donnerstag binnen Minuten verklebten, sodass die Ärztin später erwartungsgemäß "Bindehautentzündung, bakteriell" diagnostizieren musste, lag Papa einen Tag später darnieder, nur um sich am Abend dann von Mama anhören zu müssen, dass sie im Grunde auch genauso krank sei, es halt nur nicht so memmenhaft heraushängen lasse wie andere hier. So ungefähr jedenfalls vertonte Mama das beklagenswerte Bild ihres fiebernden Gatten.

Oscars Laune, die bis zum Sonntagabend hundsmiserabel war, lässt sich allerdings nicht allein durch klebrige Augen erklären, denn die gab es eigentlich nur am Donnerstag.
Nein. Oscar - so die schockierende Vermutung - war traurig, dass Ella nicht in der Kita war.
Die Stunden zwischen Wegbringen und Abholen seiner Schwester scheinen ihm recht wichtig und recht lieb zu sein.
Mit Irritation musste er also feststellen, dass sein werktägliches "Neun bis Sechszehn Uhr -Monopol" verlustig gegangen war. Er reagierte mit Wut.
Ohne Übertreibung kann man behaupten, dass Oscar etwa achtzig Prozent seiner Wachphasen mit Geschrei verbrachte.
Nichts konnte ihn zufrieden stellen. Kein Essen. Kein Schnuller. Kein Getränk.

Später in der Woche allerdings fiel uns ein weiteres As im Ärmel ein. Dieses As ist grün-gelb, befindet sich im Badezimmerschrank und hört auf den Namen "Zahnbürste".
Es ist - das zeigten die letzten Tage - tatsächlich so, dass Oscar für Zahnbürsten und Zahnpasta so ziemlich alles stehen und liegen lässt. Entsprechend häufig putzt er sich die Zähne.
Angst haben wir daher schon vor Oscars erstem Zahnarztbesuch.

Wenn der Arzt dann nämlich gähnend die obligatorische Frage stellt, wie oft sich der Spross denn die Zähne putze, dann haben wir ein Problem: Sollen wir dann tatsächlich sagen "Naja, so sechs bis acht Mal am Tag. Mehr darf er nicht!"? Das klingt so anbiedernd und unglaubwürdig... Aber deswegen den Arzt anlügen? Das geht irgendwie auch nicht.

Von Ella sind dagegen andere Wunderdinge zu berichten. Mama hielt Papa einen Einkaufszettel hin. In krakeliger Schrift stand dort geschrieben: "Marmelade, Toast, Käse..."
Entweder - so die beiden einzigen Möglichkeiten, die Papa nun gegeneinander abwog - hat ein Schlaganfall die Handschrift der Mutter ins etwas Unbedarfte verändert, oder aber Ella kann jetzt schreiben.
Ella war tatsächlich die Verfasserin des Zettels. Buchstabe für Buchstabe wurde diktiert und Ella schrieb alles richtig auf. Dass Ella schon wunderbar rechnen und auch einfache 4er-Sudokus lösen kann, das treten wir hier mal nicht so breit, sondern räuspern uns nur stolz.

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