Sonntag, 14. März 2010

Was nicht weg darf

In den letzten Tagen hat Oscar eine neue Leidenschaft für sich entdeckt. Wie die meisten seiner Leidenschaften, stammt auch diese aus dem kulinarischen Bereich. Die Rede ist von Marmelade.

Recht häufig kam es aufgrund des erweiterten Interesses an Brotaufstrichen zu Kommunikationsproblemen. Oscar wird routinemäßig vor jedem Frühstück gefragt, ob denn Leberwurst auf Brot genehm sei. Meistens - auch wohl routinemäßig - folgt dann Oscars entschlossenes "DA!" (Ja). Dann aber guckt das Kind manchmal ganz unglücklich und mag das Brot nicht mehr haben.

Tauschpartner werden gesucht und in der Mama gefunden. Die durfte zuletzt entsprechend häufig Leberwurstbrot essen, wohingegen Oscar seine Wahl nochmal korrigieren durfte und sich dann stets für Marmelade entschied.

Nun geschah - es muss Donnerstag gewesen sein - Fürchterliches: Das Marmeladenglas war leer.
Papa fragte Mama zitternd: "Hast du neue Marmelade gekauft?", was Mama grinsend bejahte. Oscar aber wurde das neue Glas noch nicht gezeigt und daher war der Schrecken in seinem Gesicht erstmal recht deutlich.
Mittlerweile hat er begriffen, dass die Weltvorräte an roter Marmelade mit dem ersten Glas nicht erschöpft sind, dass da irgendwie NAchschub ankam, aber er hat dennoch eine spürbare emotionale Bindung zu eben jenen ersten Marmeladenglas seines Lebens aufgebaut.

Vielleicht hat er ja auch Recht: Vielleicht sollte man solche Dinge aufheben und später seinen Kindern zeigen: "Guck mal, das war mein erstes Marmeladenglas. Und hier - mein erster Schnellhefter. Und dort - meine erste Schwarzweiß-Kopie."
Jedenfalls will OScar irgendwie nicht, dass das Marmeladenglas den Weg aller Weißgläser geht.

Er kennt das Zwischenlager für Weißglas, das in unserer kleinen Welt die Kammer ist. Dort stehen die Gläser Seit an Seit und warten auf ihren letzten Gang. Oscar watschelt in unbeobachteten Momenten dann imer hinein und rettet das Glas.
Wir finden es dann immer auf dem Tisch. "Bitte schmeiß mich nicht weg!", mahnt uns der Anblick, während Oscar derweil schon wieder mit anderen wichtigen Dingen beschäftigt ist.

Am Wochenende war für Ella mal wieder Großelterndröhnung angesagt: Von Freitag zu Samstag übernachtete sie bei der Oma und am Samstag fuhr sie mit der anderen Hälfte der Berliner Patchwork-Großeltern im Auto nach Kreuzberg zurück.
Und was machen die drei verbliebenen Familienmitglieder, wenn Ella mal nicht da ist?

Sie machen einen Familienausflug. Und wo es hinging, durfte Oscar entscheiden. Daher schmiss er sich derart heftig mit dem Gesicht voran auf das Parkett, dass das Ziel nur "Kinderklinik" heißen konnte.
Dort wurde uns attestiert, dass alles tiptop sei mit dem Sohnemann. Kein Zahn wackele. Das, was da so geblutet habe, dass sei so ungefähr die unwichtigste und überflüssigste Stelle des menschlichen Körpers. Ja, der Arzt redete sich direkt in Rage und begann über das absolut sinnlose Lippenbändchen zu schimpfen, welches in Oscars Fall kurz blutete.

Am heutigen Sonntag führte ein anderer Familienausflug ins Museum für Kommunikation. Mit knurrenden Mägen sondierten wir ausgestellte Briefkästen, Briefmarken und Telefone. DIe Telefone klingelten, was sämtliche Kinder des Museums dazu veranlasste, den Telefonraum absolut fantastisch zu finden.

Die Abschlusspointe des heutigen Tages stammt vom Wetter. Als wir nach draußen kamen, schneite es nämlich. Ella rief im Stile eines Demonstranten: "Wir wollen Sonne! Wir wollen Sonne!" und es ist direkt erstaunlich, dass die übrigen Fahrgäste der U6 nicht einstimmten.

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