Sonntag, 21. März 2010

Die Lage ist kaputt.

Ella griff in den Schuh, zog ihre Einlage heraus und stellte fest: "Die Lage ist kaputt."
Der Satz der Woche war geboren, denn die Lage - so ganz allgemein - war tatsächlich irgendwie kaputt.

Der Reihe nach:
Mama und Oscar fuhren für drei Tage nach Münster. Papa und Ella hielten in Berlin Stellung. Was in der Hauptstadt ganz gut funktionierte, wurde in Münster von einer Darmverstimmung Oscars überschattet, welche bis heute anhält.
Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Oscar seitdem täglich rund 4 bis 5 Mal umgezogen werden muss, weil Windeln auf diese Art Darmverstimmung einfach nicht zugeschnitten sind.

Mal tropfte es links, mal rechts. Mit spitzen Fingern wurde das erboste Kind gewickelt und die Kleidung in die Waschmaschine gelegt. Oscar war einfach undicht.

Morgen früh wird ein Arzt die hoffentlich erlösenden Hinweise geben, wie wir dem Auslaufen Einhalt gebieten könnten. Traurig jedenfalls stellt Oscar fest, dass sich das sonst so reichhaltige Nahrungsmittelangebot derzeit auf Laugengebäck, Kartoffeln und Bananen reduziert hat. Lange hält er das sicher nicht aus.

Was in Münster neben dem permanenten Windel-Wechseln noch geschah, ist schnell erzählt: Oscar hat autodidaktisch gelernt, die im Haus von Oma Münster vorhandenen Treppenstufen sowohl rauf als auch runter zu bezwingen. Diese Fähigkeit bringt ihm für die Zukunft allerdings nichts, weil Oma Münster umziehen wird.

Als die Familie wieder vereint war, trat am Wochenende dann neben dem angeschlagenen Sohn die jammernde Tochter in unseren Alltag.

Der Samstag sollte beispielsweise als der Tag in die Familienchroniken eingehen, an welchem Ella und Oscar jeweils etwa fünfzig Mal weinen mussten. Kleinste Dinge reichten aus, die Kinder zusammenbrechen zu lassen. Besonders beeindruckend war das Schauspiel, wenn sich Ellas Gekreische und Oscars Gewimmer auf akustisch interessante Weise überlagterten.
Am heutigen Sonntag flüchteten Mama und Papa dann aber recht schnell in Zynismus und lachten nur noch über das teilweise groteske Genervtsein.

Ein schönes Beispiel, dass an diesem Wochenende wirklich fast alles irgendwie nicht optimal war, liefert folgende Anekdote des heutigen Tages:
8:30: Mama blickt in das Kinderzimmer. Es herrschen dort Zustände, die an den 11.September erinnern. Überall liegen Trümmer herum, bei denen es sich wohl um Spielzeug, Bücher und Kleidung handelt.
8:31: Mama trifft die Entscheidung, aufzuräumen.
9:29: Mama ist mit Aufräumen fertig. Es sieht nun nicht mehr aus wie am Ground Zero, sondern wie im Möbelhaus kurz bevor der Laden öffnet. Picobello also.
9:30: Raffas Mutter steht mit Sohn in der Tür: "Kann Raffa bei Ella spielen?"
9:30 - 13:00: Ella und Raffa spielen wie verrückt. Obwohl es auf die Eltern so wirkt, als seien alle drei Kinder (Oscar auch) ständig immer nur dort, wo sich die Eltern aufhalten, sieht das Kinderzimmer danach aus wie ein Trümmerfeld.
13:01: Mama blickt ins Kinderzimmer und kichert hysterisch.

Die Lage, so waren ja Ellas Worte, die Lage war einfach kaputt.

Man tröstete sich mit einem Ausflug zum ausnahmsweise sonntags geöffneten IKEA. Im Strom der etwa 200.000 Menschen, die die gleiche Idee hatten, trieb man an Möbelstücken und Kramsachen vorbei, ohne den Hauch einer Chance zu haben, sich diese näher anzusehen, weil man dann den Strom verlassen musste und niemals wieder hätte in diesen zurückkehren können. Am Schluss war der Wagen leer, weil Papa stets rief: "Das brauchen wir!", dann am ausgewählten Objekt vorbei trieb und ergänzte: "Das kaufen wir aber nicht heute."

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