Sonntag, 17. Januar 2010

Wer immer Schuld hat

So langsam aber sicher steuert Oscar auf seinen ersten Geburtstag zu. Dann hat die unwürdige Zeit ein Ende, in der man auf die Frage, wie alt der Spross denn sei, mathematisch fragwürdig mit "Null" oder eben silbenreich nach Minuten dauernden Rechnen ("August minus Januar... ääääh.... Acht minus eins gleich sieben") beispielsweise "Sieben Monate" antworten musste.

Doch noch ist es nicht so weit und dennoch konnte Oscar schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf seinen reichhaltigen Gabentisch erleben, der dann am 25. Januar auf ihn warten wird.

Wir schmissen ihn nämlich heute in ein Bällebad. Dieses Bällebad ist Teil eines neu eröffneten Kindercafes, welches sich einen Windelwurf von unserer Wohnung befindet. Im vorderen Bereich können Eltern aufgrund ihrer angeeigneten Fähigkeit, Kinderlärm in der Intensität eines startenden Flugzeugs ausblenden zu können, Tageszeitungen lesen, während im mittleren Bereich und hinten zahlreiche Spielgelegenheiten für ein stets wuselndes Jungvolk sorgen.

In dem einen Zimmer dort befindet sich das Bällebad, welches auf dem Foto zu sehen ist. Wer ein Bällebad bestellt, steht vor einer schweren Aufgabe, bei der sich vermutlich 90% der Menschen vertun: Wie viele Bälle braucht mein Kind zur Glückseligkeit? Oder anders ausgedrückt: Wie viele Bälle machen aus dem parallel bestellten Schwimmbassin ein Bällebad?

Das auf dem Foto abgebildete Bällebad nämlich besteht aus beachtlichen 4000 Bällen. Mama und Papa haben für ihren Kleinen erstmal 300 bestellt.

Dass das vielleicht besser so ist, zeigte uns ein weinender Oscar. Umgeben von 4000 Bällen wollte bei ihm keine Partystimmung aufkommen. Mama diagnostizierte: "Zu viele Farben" und klopfte sich damit sozusagen selber auf die Schulter, denn die für Oscar bestellten Bälle tragen nur 4 verschiedene Farben und dürften von daher keinen Anlass zum Weinen geben.

Ella durfte - worauf sie sich schon lange freute - am Samstag Papa mal begleiten auf seinem Weg nach Hamburg. Papas Schule feierte sich beim Tag der offenen Tür und Ella wurde so lange in Altona und Flottbeck (also bei Jurij und Louisa) hinterlegt.

Spaß hatte sie bei ihren Hamburger Freunden, wobei das Rodeln im platten Hamburg deutlich weniger schockt als in den gefürchteten Berliner Erhebungen. Die Hinfahrt jedenfalls brachte Papa und Ella zum Schwitzen.

Papa schwitzte, weil der Zug zwar aus drei Lokomotiven, aber nur aus weiteren 5 Waggons bestand. Zudem fielen zwei planmäßige Züge nach Hamburg aus, weshalb die Leute im Gang des Zuges in einer Anordnung standen, die man sonst nur von Rockkonzerten kennt.
Ella und Papa saßen. Das war gut. Wenn Ella aber auf Toilette gemusst hätte, dann wäre alles sehr schlecht geworden. Ella und Papa hätten an rund einhundert Gang-Menschen vorbei gemusst. Die Toilette war vermutlich auch voll mit stehenden Menschen. Eines stand also fest: Ella durfte nicht trinken.

Ella hatte Durst. Ungefähr ab Spandau. Und dass sie einen Rabenvater hat, das stellten die uns ungebenden Fahrgäste schnell fest. "Du kriegst nichts zu trinken", sprach Papa und hörte dabei genau, wie die anderen Fahrgäste heimliche SMS an das Jugendamt schickten.

Obwohl Ella nichts zu trinken bekam, musste sie dann 10 Minuten vor dem Hamburger Hauptbahnhof auf Toilette. Papa schwitzte. Ella hielt durch.

Und warum schwitzte Ella?, fragt da einer keck.
Ella schwitzte, weil sie direkt über der Heizung saß, was Papa nicht wusste. Und weil sie eine Schneehose anhatte, die Papa ihr nicht auszog, weil er darauf keine Lust hatte.
Ella schwitzte und hatte deshalb Durst. Schuld war, wer immer Schuld hat, wenn in Deutschland irgendetwas schiefgeht: Die Bahn.

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