Montag, 14. Dezember 2009

Wie Oscar die bedenkliche demographische Entwicklung stoppte

Es ist Montagabend und die Kindsmutter befindet sich einen gekonnten Steinwurf von hier in der Kneipe. Sie sitzt dort mit Freunden und hält sich an einem Cocktail fest, woran der geneigte Leser feststellen kann, dass hier jemand einen großen Schritt zurück ins Leben gemacht hat.

Aus Oscars Sicht hört sich das alles ein wenig anders an: Oscar hat sich in der letzten Woche mehr oder weniger von der Muttermilch verabschiedet. Mama genießt diese zweite Entnabelung, für OScar dagegen ist es nur eine von so vielen Sorgen:

Oscar zahnt, Oscar findet Schlafen ganz furchtbar, Oscar wird ständig alleine in seinem Zimmer gelassen. Und nun ist auch noch die Brust weg.
Dass es für ihn nun heißt: "Ab in die Selbstständigkeit", hat er indes begriffen.

So kann Oscar seit heute an einer Hand laufen. So richtig entschlossen ist sein Gang sicherlich nicht. Es ist eher ein Taumeln, vergleichbar mit einer stark alkoholisierten Person. Und doch: Oscar arbeitet weiter daran, an seinem ersten Geburtstag seine ersten Schritchen zu tun, so wie es seine Angeber-Schwester tat.

Ella war am Wochenende wieder großes Kind. Wir waren zu Besuch bei Carla, die aus dem wenig ansehnlichen Magdeburg ins stolze Dresden zog.
Ella hat ja so Freunde, die sie sich aussuchen darf. Daneben gibt es aber Freunde, die sie mögen muss, weil die Eltern mit den Eltern dieser Kinder befreundet sind. Bei Carla ist das so, und da war es umso schöner zu sehen, wie sich am Dresdner Hauptbahnhof die beiden Ladies etwa eine halbe Minute lang musterten, sich dann an die Hand nahmen und durch den gesamten Bahnhof rannten.
Hier war schnell klar: Ella und Carla passen gut zusammen. Wenig wurde fortan gestritten. Mal war die eine doof, dann war die andere doof. Ella genoss jedenfalls das Großsein.

Zuvor hatte Papa Ella in die Wunderwelt der Keime eingeführt. Ella - das muss nicht näher ausgeführt werden - tritt manchmal sehr offensiv in Kontakt zu stark verkeimten Dingen. Papa erzählte Ella dann von den Keimen. Ella war interessiert, ein bisschen ängstlich und schockiert auch.
Sie hielt sich ihren gammeligen Waschlappen vors Gesicht und suchte die Keime.

"Nee Ellla, die sind echt zu klein." Ella zog den Lappen näher. Keime sprangen ihr ins Gesicht, so nah waren ihre zusammengek niffenen Augen dem Lappen.

Papa und Ella gingen dann mal ins Internet. Dort wurde Ella ein Mikroskop gezeigt - die Eingangstür ins Reich der Keime. Dann googlete Papa "Keime" und erhielt als ersten Treffer lustig aussehende Comic-Keime mit bösen Grinsemund.
Ella war begeistert: "Oh, das sind Keime!"

Papas Hygiene-Lehrstunde drohte zu scheitern. Ella war Milimeter davon entfernt, Keime ernsthaft toll zu finden. Papa klickte das pädagogisch fahrlässige Bild weg und fand schnell echte Keime - schleimige lila Minigurken prangten auf dem Bildschirm. Ella verstummte.

Seither hört man die Frage nach den Keimen sehr oft. "Sind da Keime?" - "Ja."
"Viele?"
"Geht."

"Und da?"
"Oh Gott!!! Da sind viele!!!"

So lernt Ella sehr viel über Hygiene. Wer dies übertrieben findet, der schweige und beiße in den Küchenschwamm oder lecke über die Tastatur.

Im Eurocity von Dresden nach Berlin übrigens griff OScar in die bedenkliche demographische Entwicklung Deutschlands ein:
Hinter ihm saß ein Paar um die dreißig. Oscar guckte durch den Sitz-Schlitz die beiden an und war dabei scheinbar recht niedlich.
Die beiden tuschelten. Dann flüsterte die Frau dem Mann etwas ins Ohr. Danach flüsterte er ihr etwas ins Ohr und im Anschluss fingen die beiden heftigst an zu schmusen.
Oscar - da waren sich seine Eltern sicher - brachte den latent schlummernden Kinderwunsch im Paar um die 30 zu einem lodernden Ausbruch. Noch in der gleichen Nacht wurde ein Erdenbürger gezeugt, wir sind uns dessen sicher.

Das letzte Foto des heutigen Eintrages ist ein Blick in die Zukunft. Wir gehen nämlich davon aus, dass an Oscars dritten Geburtstag dem Kleinen einige Blechtrommeln überreicht werden. Wetten?


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