Sonntag, 20. Dezember 2009

Weder Frakturen noch Lepra - wir sind soweit gesund

Während in diesen Tagen der Klimagipfel von Kopenhagen gescheitert ist und somit nicht verhindert werden soll, dass sich die Erde um weitere 2 Grad aufheizt, fror sich die dynamische Familie im kontinentalen Winter Berlins in Grund und Boden.
Zwei Grad Erwärmung hätten ohnehin nicht gereicht bei Temperaturen zwischen -15° und -10°.

Ella zumindest fror und hätte der Argumentation Tuvalus, so von wegen Erwärmung, glatt den Vogel gezeigt.
Ella nämlich befand sich am Ende der Großbeerenstraße, etwa 300 Meter von ihrer Wohnung entfernt, als sie bemerkte, dass sie kalte Hände hatte.
Ella jammerte. Papa nahm sie auf den Arm. "Du sollst rennen!", forderte Ella. Doch Papa, der auch aufgrund der Tatsache, keine Lasten von 15 kg rennend zu transportieren, damals nicht zur Bundeswehr ging, machte von seinem Veto-Recht Gebrauch.
200 Meter vor der Wohnung wurde aus dem Jammern ein echtes Weinen. Unterbrochen nur durch die Anklage "kaaaaaaaaaaalt".
100 Meter vor der Wohnung wurde aus dem Jammern ein Brüllen. Hier und da war der animalisch entstellte Ausruf "kaaaaaaaaaaaaaaaaaalt", verbunden mit einem schluchzenden Würgen noch auszumachen. Ella jedenfalls litt Höllenqualen und wir wollen dies auch nicht weiter ins Lächerliche ziehen, denn es war tatsächlich furchtbar kalt und Ellas Handschuhe eventuell tatsächlich etwas dünn.

Zuvor jedenfalls war das winterliche Berlin noch wunderbar. Ella und Papa verließen entgegen der Warnungen der Mutter die Wohnung und wollten mal gucken, ob man auf dem Blechdeckel einer Kiste, in der sich seit Jahren diverse Kabel befinden, den Kreuzberg runterrodeln kann.

Man kann. Ella wurde auf den Blechdeckel platziert, gen Hang ausgerichtet und liebevoll angestupst.
Das Kind sauste nicht direkt ins Tal, aber mit einem bisschen väterlichem Nachdruck wurde dann doch noch ein ansprechendes Tempo erreicht. Trotz Kälte sah man Ella sogar lachen.
Eine Frau hatte dann Mitleid mit unserem Arme-Leute-Schlitten.

Sie reichte Ella ein rotes Ding, auf das sie sich setzte und dann schon deutlich schneller insTal sauste.
Auffällig war, dass es Ella erst im letzten Durchgang gelungen ist, mit niemanden anderen auf der gut besuchten Piste zu kollidieren. Nach diesem letzten Durchgang erhob sich Ella und stand regungslos neben ihrem Leih-Pseudoschlitten. Papa stürmte herbei.
"Ella". Keine Reaktion.
"War das gut?" - nichts.
"Wollen wir nach Hause gehen" - hier bewegte sich die für endgültig erstarrt gehaltene Person und nickte.
Dann also ging es nach Hause und dann wurde ob der Kälte erst gejammert, dann geweint und schließlich gebrüllt.
Auf der Treppe kamen Mama und Oscar schon entgegen. Sie rechneten mit dem Schlimmsten: Frakturen, Gehirnerschütterungen, Platzwunden - was halt so passieren kann beim Rodeln.
Ellas Kälteproblem wurde zwar ernstgenommen, konnte aber mit einem warmen Kakao schnell gelöst werden.

Zu Oscar Folgendes:
Das eine Foto des heutigen Beitrages lässt die Vermutung zu, dass Oscar Lepra hat. Dem ist nicht so. Oscar speist lediglich sehr gerne und liebt es scheinbar, die Nahrung im gesamten Gesichtsbereich punktuell zu verteilen.
Überhaupt scheint er dazu zu neigen, angenehme Dinge mit dem kompletten Körper erfahren zu wollen. So stürzt er sich beispielsweise kopfüber in die von Ella ausgebreiteten Puzzleteile und juchzt dabei wie Onkel Dagobert beim Bad im Geldspeicher.
Oscar ist ein Genussmensch.

Ein bisschen doof finden seine Eltern allerdings, dass Oscar unfassbar wenig Schlaf braucht.
Die letzten Abende sah Oscar es jedenfalls als Selbstverständlichkeit an, am Abend bis 21.00 oder 21.30 wachzubleiben. Natürlich im Fernsehzimmer - so viel Spaß muss sein.
Heute dann wurde Oscar, etwa zwei Jahre früher als bei Ella, der Mittagsschlaf gestrichen.

Und siehe: Um 19:30 schlief der kleine Mensch.
Silvester darf er mittags noch mal schlafen. Danach nur noch im hohen Greisenalter.


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