Sonntag, 27. September 2009

Finnisch-Kurs auf dem Trampolin und Mobbing gegen Oscar

Da Ellas Papa im Umgang mit seinen Hamburger Schülern einen HAuch von Neutralität wahren muss, durfte er die liebe Erstwählerschar leider nicht mit einer klugen Wahlempfehlung bezirzen.
So handelte er gleichnishaft und erzählte den Schülern von seiner dreijährigen Tochter folgende (im Übrigen authentische) Geschichte:

Ella ist sich der geballten Geschichte der Stadt Berlin bewusster als so manch anderer der hier lebenden Menschen. Ella fragt lässt sich zum Beispiel interessiert berichten, wieso die Kirche am Breitscheidplatz kaputt ist und wie das damals mit der Mauer war.
"Als die Omas und Opas von dir Kind waren, da haben böse Menschen durch Berlin eine Mauer gebaut. Niemand konnte rüber. Alle waren traurig."
Diese Episode der Berlin-Historie ist erstaunlich kleinkindgerecht. Sie könnte von den Gebrüdern Grimm stammen, was sie letztlich noch dämlicher und absurder erscheinen lässt. Ob nun ein mit Wackersteinen gefüllter Wolf oder eine Mauer durch die Stadt - das hat für Ella ungefähr den gleichen Faszinations- und Absurditätsgrad, und zwar einen jeweils hohen.

Nun begab es sich zu der Zeit, da die dynamische Familie frühstückte und Mama und Papa von der ins Haus stehenden Bundestagswahl sprachen. Ella wollte wissen, was das ist, woraufhin sich Ellas Mutter in eine fünfminütige Erläuterung zum Thema Staatsform und Wahlrecht verbog. Dies ist nicht auf dem Niveau der Gebrüder Grimm zu vermitteln und Ella drohte einzuschlafen und vom Stuhl zu fallen. Papa sprang ein und sagte etwas, dass die Stimmung kippen ließ: "Ella. Die Leute, die damals die Mauer durch Berlin gebaut haben. Die wollen auch wieder ganz groß raus kommen und hier Ramba-Zamba machen."
Ellas Gesichtszüge entglitten. Fast ließ sie ihren Löffel fallen. Papa sah in ein kreideweißes Kleinkindgesicht.

Ellas Mama wurde sauer auf Papa: Wie er so reden könne... Das Kind bekäme ja gleich einen Herzanfall...
Den Schülern sagte Ellas Papa dann: "Dieses entsetzte Kleinkindgesicht, dieser fast fallen gelassene Löffel. Das ist die Wahlempfehlung meiner Tochter an Euch."

Die Schüler schienen - so die Hochrechnungen - Schlimmeres dann in der Tat verhindert zu haben, Ella sei Dank.

Das Wochenende wartete mit zwei Attraktionen auf das muntere Geschwister-Team Ella und Oscar: Am Samstag besuchte man ein Feuerwehr-Fest, auf welchem einiges geboten wurde. Ella konnte mit einem Wasserschlauch ein Haus bespritzen, im Feuerwehrauto drinsitzen und dabei zusehen, wie Feuerwehrleute das Dach eines Pkw abschnitten. Oscar konnte immerhin gucken. Viele rote Autos sah er da. So waren beide Kinder glücklich, bis dann die Feuerwehr in einer Spezialshow eine Spraydose erhitzte. Es wurde eine laute Explosion angekündigt. Alle Leute hielten sich die Ohren zu. Mama hielt dem kleinen Oscar dann auch noch irgendwie die Ohren zu, was dieser aber etwa 2 Sekunden vor der Explosion so was von untragbar empfand, dass er sich aus den Händen der Mutter wandt und wohl als Einziger dem Knall ohne Hörschutz beiwohnen durfte.

Die Reaktionen waren folgende: Applaus vom Publikum. Eine mit den Tränen ringende Ella (trotz Ohrenzuhaltens) und ein jubelnder Oscar (trotz Ohren offen Lassens). Als der Feuerwehrmann eine weitere Spraydose in die Luft reckte und der gierigen Menge verkündete, dass er nun auch diese Dose mit einem lauten Wums explodieren zu lassen gedenke, da sammelte Ella blitzschnell alle Familienmitglieder um sich herum und ordnete den sofortigen Abmarsch an.

Am Sonntag besuchte die Familie dann den Zoo. Papa erfuhr ganz nebenbei, dass in seiner Abwesenheit so manche Dämme in der Kreuzberger Wohnung brechen. Es wird gemobbt.
Deutlich wurde dies am Gehege der Warzenschweine.
Ella rief zu Mama: "Guck mal, das Oscar-Tier!". Mama: "Jaaaa". Oscar: "?". Papa: "Bitte?"

Die Erklärung der Mama: Ella und sie lesen täglich in einem Buch, das Ella den liebevollen Namen "Tieren-Buch" gegeben hat. Im "Tieren-Buch" steht auch etwas über das Warzenschwein. Und da das Warzenschwein zwei Zähne und eine punktuelle Wuschelfrisur hat, wurde die Gattung in "Oscar-Tier" umgenannt.
Da dies wirklich lustig ist, verteidigte Papa seinen Sohn nicht, sondern mobbte mit.

Im Übrigen sprechen die Fakten gegen diesen Vergleich: Oscar hat seit ein paar Tagen einen dritten Zahn.

Schön war im Zoo auch Ellas Spielplatzbesuch. Sie verstand sich auf dem Trampolin prächtig mit einem kleinen Mädchen aus Helsinki. Die Finnin war sehr freundlich und suchte häufig das Gespräch mit Ella, die des Finnischen leider nicht mächtig ist. So sah man über den hüpfenden Köpfen der beiden Kinder hier und da auch mal ein großes Fragezeichen und den ein oder anderen ungläubigen Blick. Nach Dialogen wie "hääpyy yppsu lat?" (Finnin) "hä?" (Ella) wurde aber schnell wieder Hand in Hand gehüpft, was das Trampolin hielt.

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