Montag, 11. März 2013

Sommer und Winter


Die größte Sensation dieser Woche kann man dann nachvollziehen, wenn man sich die Bilder zwei und drei ansieht. Nur zwei Tage liegen zwischen beiden Aufnahmen - wir hatten in dieser Woche erst Sommer und dann plötzlich Winter.

Als Sommer war, lagen wir im Park. Erstmals in diesem Jahr. Oscar, der den ganzen Winter lang genau diesen Moment herbeigesehnt hatte, jagte dem Ball hinterher. Papa jagte mit und so fügten sich Oscar und Papa in das allgemeine Treiben des Parks, in welchem an diesem Sommertage überall Väter Gummi- und Lederbälle kickten und dabei ihre kleinen Söhne in den Wahnsinn liefen lassen.

Oscars Spielweise ist in diesem Jahr nun auch deutlich zu erkennen. Es ist die eher eklige Variante des Fußballsports.
Die, bei der man sich nach jedem Zweikampf fallen lässt und dann so tut, als sei man gefoult worden. "Italienisch spielen" nennt man das.
Oscar flog also stets zu Boden, während mit seinem Vater Ball spielte. Ella glitt derweil auf Inlinern durch den Park. Es war wunderbar im Sommer.

Dann kam der Winter.
Im Winter saß Oscar friedlich in seinem Bett. Draußen schneite es, der Herr bereitete sich auf die Nacht vor. In der Hand hielt er sein "Formen"-Buch.
Oscar, der immer sehr emotional liest, skandierte lautstark "Kreis!", "Viereck", "Bremenform". Jaja, die gute alte Bremenform. Man hätte sie auch Gladbachform nennen können, aber Bremenform trifft es auch. Die Mathematiker unter uns wissen darüber hinaus: Die Bremenform ist auch ein Viereck. Die Fußballfans wissen indes: Die Form der Bremer ist momentan gar nicht gut.
Den vollkommen Unwissenden (-> Oma) sei gesagt: Oscar redet natürlich von der Raute, der Form des Werder-Bremen-Wappens.

Im Winter hatte Ella große Lust zu kochen. Sie setzte sich an den Computer, bat ihren Vater um das Ansurfen einer Rezepte-Seite, tippte dann "Nudeln" ins Suchfenster, scrollte durch die Ergebnisse und fand das Rezept "Nudeln - Spinnen". Volltreffer. In vielerlei Hinsicht.

Papa hatte daraufhin einen relativ ruhigen Nachmittag, denn Ella musste zur Umsetzung des Rezepts Spaghetti durch Wiener Würstchen stechen.
Beide, Kind und Vater, waren überglücklich, denn die Zubereitung dieses Essens dauert absurd lange und ist an Stumpfheit schlecht zu überbieten. Darüber hinaus steht sie in keinem Verhältnis zum ernüchternden Geschmackserlebnis. Dennoch - die Kinder brüllten vor Begeisterung, als die Spinnen eklig auf dem Teller zappelten und Mama die beiden Toppings ("Spinnenblut" = Ketchup; "Vogelspinnenblut" = Tomatensoße") präsentierte.

Erwähnenswert ist dann noch, dass unser Nachbar im Hof tanzte.
Was war passiert?
Mama fragte ihn, ob Ella und Oscar, die über ihm hausenden Kinder, noch immer so laut sind, dass sich unser Nachbar um seine studentische Ruhe betrogen fühle.
Nein, antwortete der Nachbar, es sei viel besser geworden. Es sei da nur noch diese eine Sache.
Wenn Oscar so richtig wütend sei, so sprach unser Nachbar, dann - und bereits hier fing unser Nachbar an zu tanzen - mache er doch immer so. Unser Nachbar hüpfte nun in Tippelschritten stampfend auf der Stelle. Brüllte er dabei auch? Wir wissen es nicht mehr so genau.
Beeindruckend finden wir an der Sache vor allem, dass unser Nachbar diese oscischen Wutanfälle ja immer nur hört, nie aber sieht. Unser Nachbar hat anscheinend die große Gabe, einem Geräusch realistische Bilder zuordnen zu können. Im Falle des wütend stampfenden Oscars jedenfalls ist es ihm sehr gut gelungen.

Und Ella? Die latscht altklug durch den Hort und sagt um 15:48 Uhr zum Erzieher: "In 12 Minuten werde ich abgeholt, denn meine Eltern haben nur bis 16:00 bezahlt."









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