Doch halt. So nach und nach fallen uns immer mehr Sensationen dieser Woche ein. Am Donnerstag beispielsweise ging Mama arbeiten - und verabschiedete sich damit offiziell vom Status "schlimm krank". So richtig gut hören kann sie aber immer noch nicht.
Die Mutter ging zum wesentlich ruhigeren Vater und begründete ihr pädagogisches Fehlverhalten medizinisch geschickt: "Tut mir leid, aber ich kann da nicht drin bleiben. Ella heult auf einer Frequenz, die ich momentan nicht vertrage. Geh du dahin!"
Gerne, dachte Papa. Ich liebe diese Frequenz nämlich, denn mein Ohr ist gesund. Er ging zu Ella und versuchte in das feinfrequentierte Gewimmer irgendwelche tröstende Worte zu sprechen. Warum Ella weinte, ist indes nicht überliefert. Vermutlich hatte es mit ihrem Bruder zu tun, der momentan recht häufig körperliche Gewalt anwendet. Auch gegen seine Schwester.
Es war ein Gefühl des echten familiären Zusammenhalts auf dem Sofa. Papa in der Mitte, Ella links, Oscar rechts, Mama mit ihrer unerklärlichen Abneigung Homevideos gegenüber im Nachbarzimmer.
Beim anschließenden Abendessen wurde der Mutter dann aufgeregt berichtet, was sie da alles verpasst hat. Papa sprach von einer dämlichen Katze auf einem Aquarium, Oscar von einem lustigen Känguru und Ella von einem Hund mit einem Gartenschlauch. Alle redeten wild durcheinander. Mama aber war glücklich. Sie hörte nämlich kaum etwas.
Ihr Ohr ist zu krank für weinende Kinder und durcheinanderquatschende Familienmitglieder. Es ist nicht schlecht, wenn man es sich mit einer im Abbau befindlichen Mittelohrentzündung erst einmal eingerichtet hat. Mama jedenfalls lächelte milde, während ihre Umgebung prustend und grölend ein Pannenvideo nach dem nächsten durchdiskutierte.
Bleiben wir beim Thema: Das Osterfest wirft seinen Schatten voraus. Papa sah sich mal wieder in einer schwierigen Situation, als er Ella vom Karfreitag erzählen sollte. Er tat dies allem Anschein nach in einer recht anschaulichen Art und Weise, denn nachdem der er geendigt hatte, wurde er seiner blassen Tochter gewahr. "Erzähl mir nie wieder vom Karfreitrag. Da krieg ich Angst", sprach Ella zitternd.
Es ist ohnehin die Aufgabe der Religionslehrerin, derartiges Wissen zu vermitteln. Ellas Eltern stoßen hier nämlich allzu schnell schnell an Grenzen.
"Ist Jesus auch Gott?", fragte Ella bei Tisch.
Mama antwortete hastig: "Nein".
Papa aber sprach wirr vor sich hin. Am Schluss waren alle sehr irritiert. Jesus wäre demnach so eine Art Gott-Klon. Der Sohn ist gleich dem Vater und so weiter. Und wer ist dann eigentlich Josef? Es war sehr, sehr unwissenschaftlich.
Man einigte sich auf folgende Vorgehensweise: Ella möge ihre Religionslehrerin fragen, ob Jesus auch Gott sei. Wenn die Lehrerin lachend die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und "Nein" rufen würde, so würde Mama fortan für theologische Fragen der Familienchef sein. Wenn die Lehrerin sich aber in einen minutenlangen Vortrag versteigt, an dessen Ende nur Ratlosigkeit bleibt, dann solle der Papa hier zum Fachmann ernannt werden.
Und was sagte die Religionslehrerin? Jeder soll glauben, was er will.
Toll.
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