Montag, 17. Dezember 2012

Intelligent, humorvoll, kulturell interessiert (fast 4) sucht...

Wenn man ein Freund der ganz groben Verallgemeinerung ist, dann kann man es so formulieren: In dieser Woche hielten seltsame Gegenstände Einzug in sowohl Oscars als auch Ellas Kopf - doch der der Reihe nach.

Am Mittwoch war Zahnarzt-Termin für Ella und Oscar, was diese bislang immer mit großem Jubel quittieren, denn der Zahnarztbesuch hat immer noch großen Event-Charakter. Spielzeuge werden am Schluss in Empfang genommen, vorher hört man sich die mild formulierte Kritik an der Zahnpflege bereitwillig an.
Diesmal aber jedoch wurde Oscar neben der leichten Kritik und dem Spielzeug auch noch ein anderes seltsames Teil gegeben. (Der Vater, der diese Zeilen tippt, ist momentan der Einzige hier, der nicht beim Zahnarztbesuch dabei war, aber er ist leider auch der Einzige, der momentan nicht schläft - insofern kann er niemanden fragen, wie das Ding heißt, das Oscar jetzt in diesem Moment hoffentlich in seinem Munde hat.)

Moment!

Nein. Oscar liegt dummerweise ohne seltsames Gestell im Bett. Das soll nicht sein, aber wach machen sollte man den Knilch zu dieser Stunde besser nicht, will man lautstarke Verzweiflungsschreie und -tritte umgehen. Er müsste theoretisch derzeit aber etwas im Mund tragen, das von außen betrachtet so aussieht wie ein Schnuller, innen aber mit Oscars Zunge irgendwelche Dinge tut, die zu einer Kette von Ereignissen führen, an dessen großartigem Ende wohl Oscars Überbiss verschwindet. Viel schlechter kann man vermutlich nicht schildern, was der Zahnarzt uns da gegeben hat, aber es ist spät und wir wollen milde über die inhaltliche Richtigkeit dieses Blog-Eintrags urteilen.

Von anderer Qualität ist die Veränderung des Tochter-Kopfes. In selbigem brodelte nämlich in den letzten Tagen der Gedanke, man könne sich ja mal Ohrlöcher stechen lassen. Viele Mädchen in der Klasse hätten Ohrlöcher. Cool sei das. Man wolle das eigentlich auch.
Nachdem man dann noch einmal hin ("besser nicht kurz vor Weihnachten... vielleicht entzündet sich das ja") und her ("besser doch ganz unbedingt gleich") überlegt hatte, schritt Ella mit ihrem Vater voller Entschlossenheit und Mut gen Friseur, der von sich behauptet, Ohrlöcher schießen zu können.

Ella saß schon bald auf dem Frisierstuhl. Papa fragte die Friseurin: "Schießen Sie gleichzeitig in beide Ohren?", woraufhin der Kunde neben Ella zu kichern begann. Schließlich standen zwei Friseurinnen neben Ella, zählten bis 3 und drückten dann beide ab. Ellas Mund machte unlogische Bewegungen. Er lachte, während das Gesicht drumherum verkündete: "Nicht gut".
Auf dem Rückweg beschrieb Ella die Situation, die zu diesem seltsamen Gesicht führte und lernte daraufhin den Begriff "Glückshormon" kennen. Sie sagte: "Ich fühle mich irgendwie komisch. Es tut ein bisschen weh, aber es geht mir total gut.", woraufhin der Papa durch den Schneematsch Kreuzbergs schlurfte und "Das sind Glückshormone" in den Schal brummte. Ella nahm es hüpfend zur Kenntnis. Für sie war der Schneematsch rosa, denn Ella hat jetzt Ohrringe im Ohr.

Soviel zu den Köpfen unserer Kinder.
Nun zu den Kindern selbst.

Oscar, der ganz nebenbei bemerkt nun glücklicherweise auch zu einem Friseurbesuch überredet werden konnte, der dann irgendwann vor Weihnachten stattfinden und nichts mit Ohrlöchern zu tun haben wird, ist wesentlich cleverer als man denken könnte, sollte man ihn beispielsweise dabei beobachten, wie er 45 Minuten braucht um einen Toast zu essen.

Oscar ist im Hirn topfit: So löst er spielend die Additionsaufgaben, die seine Mutter ihm spaßeshalber zuruft und so zeigt er für einen knapp Vierjährigen einen schier unglaublich ausgereiften Humor, wenn er am Sonntag beobachtet, wie seine Mutter die Brötchen aus dem Ofen fischt und er dabei ungelogen sagt: "Advent, Advent, das Brötchen brennt" - das ist Komik. Sehr gute Komik sogar. Und wie jeder gute Komiker lachte Oscar über seinen eigenen Witz natürlich nicht, sondern guckte nur zufrieden in die jubelnde Menge.

Oscar, um das jetzt mal zu komplettieren, ist nicht nur intelligent und humorvoll, sondern auch kulturell interessiert, womit alle Eigenschaften abgedeckt sein dürften, die in Kontaktanzeigen immer gefordert werden. Am Samstag nämlich besuchte er mit seiner Familie die Philharmonie. Ein Familien-Weihnachtskonzert stand auf dem Programm, weshalb es im Saal der Philharmonie vor unruhiger Kinder nur so wimmelte. Direkt vor Ella beispielsweise, die sich selbstverständlich die gesamte Zeit über absurd streckte, bog und verdrehte, saßen zwei Kinder, die sich ebenfalls die gesamte Dauer des Konzertes über bogen, streckten und verdrehten. Es war der Tanz der Hyperaktiven.

Oscar saß derweil kerzengerade auf Papas Schoß und genoss das Konzert. Ganz besonders toll, das sah aber auch Ella kurzfristig so, waren die Schneeflocken, die von etwa 60 "großen Kindern" (so Oscar) verkörpert wurden. Hier musste Oscar auch ganz genau hinsehen, denn bereits morgen, bei der Weihnachtsfeier des Kinderladens, muss er selbst den unter Schauspielern sehr gefürchteten Part der Clown-Schneeflocke übernehmen. Keine leichte Aufgabe...









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