Am Mittwoch war Zahnarzt-Termin für Ella und Oscar, was diese bislang immer mit großem Jubel quittieren, denn der Zahnarztbesuch hat immer noch großen Event-Charakter. Spielzeuge werden am Schluss in Empfang genommen, vorher hört man sich die mild formulierte Kritik an der Zahnpflege bereitwillig an.
Diesmal aber jedoch wurde Oscar neben der leichten Kritik und dem Spielzeug auch noch ein anderes seltsames Teil gegeben. (Der Vater, der diese Zeilen tippt, ist momentan der Einzige hier, der nicht beim Zahnarztbesuch dabei war, aber er ist leider auch der Einzige, der momentan nicht schläft - insofern kann er niemanden fragen, wie das Ding heißt, das Oscar jetzt in diesem Moment hoffentlich in seinem Munde hat.)
Moment!
Von anderer Qualität ist die Veränderung des Tochter-Kopfes. In selbigem brodelte nämlich in den letzten Tagen der Gedanke, man könne sich ja mal Ohrlöcher stechen lassen. Viele Mädchen in der Klasse hätten Ohrlöcher. Cool sei das. Man wolle das eigentlich auch.
Ella saß schon bald auf dem Frisierstuhl. Papa fragte die Friseurin: "Schießen Sie gleichzeitig in beide Ohren?", woraufhin der Kunde neben Ella zu kichern begann. Schließlich standen zwei Friseurinnen neben Ella, zählten bis 3 und drückten dann beide ab. Ellas Mund machte unlogische Bewegungen. Er lachte, während das Gesicht drumherum verkündete: "Nicht gut".
Auf dem Rückweg beschrieb Ella die Situation, die zu diesem seltsamen Gesicht führte und lernte daraufhin den Begriff "Glückshormon" kennen. Sie sagte: "Ich fühle mich irgendwie komisch. Es tut ein bisschen weh, aber es geht mir total gut.", woraufhin der Papa durch den Schneematsch Kreuzbergs schlurfte und "Das sind Glückshormone" in den Schal brummte. Ella nahm es hüpfend zur Kenntnis. Für sie war der Schneematsch rosa, denn Ella hat jetzt Ohrringe im Ohr.
Nun zu den Kindern selbst.
Oscar, der ganz nebenbei bemerkt nun glücklicherweise auch zu einem Friseurbesuch überredet werden konnte, der dann irgendwann vor Weihnachten stattfinden und nichts mit Ohrlöchern zu tun haben wird, ist wesentlich cleverer als man denken könnte, sollte man ihn beispielsweise dabei beobachten, wie er 45 Minuten braucht um einen Toast zu essen.
Oscar ist im Hirn topfit: So löst er spielend die Additionsaufgaben, die seine Mutter ihm spaßeshalber zuruft und so zeigt er für einen knapp Vierjährigen einen schier unglaublich ausgereiften Humor, wenn er am Sonntag beobachtet, wie seine Mutter die Brötchen aus dem Ofen fischt und er dabei ungelogen sagt: "Advent, Advent, das Brötchen brennt" - das ist Komik. Sehr gute Komik sogar. Und wie jeder gute Komiker lachte Oscar über seinen eigenen Witz natürlich nicht, sondern guckte nur zufrieden in die jubelnde Menge.
Oscar, um das jetzt mal zu komplettieren, ist nicht nur intelligent und humorvoll, sondern auch kulturell interessiert, womit alle Eigenschaften abgedeckt sein dürften, die in Kontaktanzeigen immer gefordert werden. Am Samstag nämlich besuchte er mit seiner Familie die Philharmonie. Ein Familien-Weihnachtskonzert stand auf dem Programm, weshalb es im Saal der Philharmonie vor unruhiger Kinder nur so wimmelte. Direkt vor Ella beispielsweise, die sich selbstverständlich die gesamte Zeit über absurd streckte, bog und verdrehte, saßen zwei Kinder, die sich ebenfalls die gesamte Dauer des Konzertes über bogen, streckten und verdrehten. Es war der Tanz der Hyperaktiven.
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