Sonntag, 19. Dezember 2010

Familien-Sandwich

Für Ella und Oscar ist das Kita-Jahr 2010 vorbei. Während der Familienvater die kommenden drei Tage noch seiner geregelten Arbeit nachgehen wird, hatte Mama sich schon tolle Dinge für die Bespaßung der anspruchsvollen Kleinkinder überlegt.

Ein Blick aus dem Fenster und aufs Thermometer sorgte dann aber für einen Satz, in welchem wahnsinnig viele Probleme in nur sieben Silben enthalten sind: "Wir können nicht rausgehen!"

Ironischer Weise wurde im Anschluss Papa unterstellt, er würde diebisch grinsend in den nächsten Tagen das Haus verlassen, während in den heimischen 4 Wänden für die nächsten Stunden Frust und Konflikte vorprogrammiert seien. Doch nichts da!

Zunächst einmal sind es auch für den Vater an der Bushaltestelle -17°C, die jedes diebische Grinsen einfrieren lassen und zum zweiten können Familientage auf engstem Raum neuerdings auch recht harmonisch verlaufen.

Recht hamronisch bedeutet in dem Fall zwar durchaus, dass meistens ein, manchmal auch zwei Kinder brüllen und heulen, doch es gibt sie jetzt: Die Phasen des fröhlichen Miteinanders.
Beispielsweise hat die gesamte Familie an diesem Wochenende das Knäuelbilden für sich entdeckt. Man zeigt Tendenzen der Ballung.

So geschehen beispielsweise im Elternbett, dem beliebten Party-Hotspot der Kinder. Man spielte Familien-Sandwich:
Papa lag unten, war Toast. Mama lag darüber, war - da waren sich alle bis auf Mama einig - grobe Leberwurst. Dann gab es erst Streit. Ella wollte Toast sein. Aber dies hätte bedeutet, dass sie ganz oben drauf liegen müsste und somit den kleinen Kerl Oscar unter sich begraben würde. Ella wurde vom unteren Toast und der groben Leberwurst überredet. Ella war Salat. "Knackiger Salat", ächzte die Leberwurst motivierend. "Nasser Salat", ergänzte der untere Toast, denn der obere Toast sabberte den Salat voll.
Der Vollständigkeit frugen wir Oscar, der weit über uns auf seiner Familie lag, ob er denn der Toast sei.
"Oscar, bist du der Toast?"

Oscar, der jedes der Wörter einzeln durchaus versteht, war irritiert. Der Satz an sich ergab für ihn wenig Sinn. Er antwortete dann dennoch "Ja", weil Sätze, in denen sein Name und das Wort "Toast" auf engstem Raum beieinander stehen, meist gute Sätze sind.
Ähnliches kennen wir von Oscar, wenn er Fragen hört, in denen das Wort "Schokolade" vorkommt. Da antwortet er auch stets mit einem lauten "JAAA!". Als Papa aber vorhin seine Kinder fragte, was Mama denn am verkaufsoffenen Sonntag einkaufen solle, da antwortete Oscar "Eier."

Eine andere Form der Ballung betrieb die Familie tags zuvor. Man spielte "Hoppe Hoppe Reiter". Papa auf dem Stuhl. Mama auf Papa. Ella auf Mama. Oscar auf Ella. Dann wurde gehoppelt und als am Ende des Liedes der Reiter in den Sumpf fiel, da mussten Mama, Papa und Ella schon ganz schön auf die Bremse treten, damit nicht die geballte Familien-Ladung auf den bereits auf den Küchenboden gefallenen Oscar draufpurzelt.

Neben diesen körperlichen Erfahrungen hat Oscar auch eine innere Erkenntnis gewonnen. Ihm dürfte seit Samstag nämlich die Bedeutung der Wendung "Ich glaub, ich steh im Wald" bewusst sein. Oscar latschte durch sein Kreuzberg. Hier ist er zuhaus. Hier kennt er alles. Nichts kann ihn hier böse überraschen. Mit diesem Wissen bog Oscar ab und stand eine Sekunde später mitten in unzähligen Tannenbäumen aus dem Sauerland.

Oscar erstarrte und guckte wohl recht lange irritiert, denn noch nachdem Ella, Mama und Papa sich für einen Weihnachtsbaum entschieden hatten ("Wir hätten gerne einen Baum. Ungefähr bis zum Kinn meiner Gattin!"), nachdem wir dann also wieder Augen für den Spross hatten, stand dieser immer noch unfassbar irritiert im Sauerland und dachte wohl: "Ich glaub, ich steh im Wald. Aber ich weiß nicht, warum..."

Wir sind gespannt, wie Oscar dann auf den Baum reagieren wird, wenn er ab Donnerstag in unserem Wohnzimmer steht. Mit diversen Büchern ist ihm das Phänomen "Weihnachtsbaum" ("BAAAAUUUUUM") schon näher gebracht worden, aber so ein echtes Biest aus dem Sauerland ist dann sicher doch noch mal eine andere Liga.

Das letzte Bild zeigt die Familienfeierlichkeiten zum 4.Advent. Man richte bitte seine Augen auf die 4 Kerzen und höre, welche Geschichte sich dahinter verbirgt:
Als Ella vor Wochen auf einem Weihnachtsfest eine Kerze aus Bienenwachs basteln durfte, indem sie eine Wachsplatte um einen Docht rollte, da war sie sehr stolz auf ihr Werk.

Oscar spazierte Tags drauf durch seine Wohnung und erspähte den seltsamen Kolben. Vielleicht erinnerte ihn das lecker durftende Ding an Marzipan, vielleicht an Mais, in jedem Fall biss Oscar hinein. Es gibt hierfür zwar keine Zeugen, aber eben Bissspuren als Beweis.
Was uns an dieser bis hierhin nur mittel-spektakulären Geschichte aber wirklich irritierte, war die Tatsache, dass sich nicht etwa nur ein Biss in der Kerze fand, sondern deren drei oder vier. Oscar hat die Kerze also demnach wirklich geschmeckt. Oder er war sehr sehr hungrig.

Ella haben wir den Vorfall in einer ruhigen Minute gestanden. Dies trauten wir uns aber erst, als Papa schon längst neue Bienenwachsplatten und Dochte gekauft hatte. Und gestern bastelte Ella daraus 4 neue Kerzen. Und heute wurden sie angzündet. Und morgen werden wir sehen, ob wieder jemand hineingebissen hat und unserem Sohn im Falle des Falles dann die Ohren lang ziehen.

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