Sonntag, 14. November 2010

Ein Aphorismus für Korea

Während Papa am Donnerstag auf dem Elternsprechtag Rede und Antwort stehen musste, latschte der Rest der Familie mitsamt der Kita-Gruppe Laterne schwingend durch den Viktoriapark.

Solche Feierlichkeiten werden ja immer auch kritisch betrachtet. Oscar zum Beispiel missfiel es, im Buggy durch die Finsternis über Wurzelwerk geschoben zu werden und dabei auch noch seine Laterne zu halten. Oscar gab dem Spektakel 2 Minuten, dann schrie er.
Währenddessen hatte Ella ganz andere Probleme, denn ihre selbstgebastelte Laterne hatte nur noch ein "Bein". So richtig super konnte der Laternenumzug aber natürlich nur werden, wenn an dem grünen Kopf, den Ella da gebastelt hat, auch zwei Beine hingen. Mama also verließ kurzfristig den Fackelzug und fand tatsächlich im dunklen Park ein Bein. Das von Ellas Laterne. Ella glücklich. Oscar immer noch sauer. Mama durchaus im Stress.

Der Laternenumzug endete dann natürlich so, wie etwa 90% aller Laternenumzüge in Deutschland enden: Die Eltern hielten nicht nur ihre Kinder an der Hand, sondern auch noch irgendwie deren Laternen, denn die Kinder laufen nach etwa 10 Minuten Laternenumzug nicht mehr mit der Laterne. Gott weiß warum.

Ella und Oscar zum Beispiel zogen es vor, ohne Laterne, dafür laut schreiend durch den finstern Park zu rennen. Oscar fiel dabei mehrfach pro Minute hin und seine Mama stand irgendwo neben der Szenerie und war mittlerweile beladen mit Oscars Buggy, Oscars blauer Laterne und Ellas grüner Laterne und sang Laternen-Lieder. Eltern-Sein ist in manchen Momenten auch absurd.

Am Samstag dann stieg Ella auf in die Welt der Dichter und Denker. Sie bereicherte den Aphorismen-Schatz um den zugleich weisen und simplen Satz "Menschen kann man nicht trennen, nur Eier", mit dem sie auf die Feststellung des Papas reagierte, er und Nachbar Mick werden sich beim morgigen Gastspiel des VfL Bochum im Stadion eventuell trennen.

"Menschen kann man nicht trennen, nur Eier" - ein Satz, der durchaus das Potenzial hat, zur Formel einer künftigen Revolution in Korea aufzusteigen. Man übersetze ihn ins Koreanische und drucke ihn auf T-Shirts.

Der kluge Aphorismus unserer Tochter provozierte wiederum auch unseren Sohn zu einem Statement, denn er hatte da etwas gehört.
Richtig - Ella gebrauchte doch dieses eine Wort da... Dieses Wort, das er kennt und das er sagen kann. Und so riss er nach dem klugen Aphorismus die Augen auf und dann brüllte er es in den Raum - und für die Eltern hörte sich das dann so an.
Ella (klug): "Menschen kann man nicht trennen, nur Eier"
Oscar (laut): "Eeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeer!"

Am selben Tag waren die Eltern zu einer Einweihungsparty eingeladen. Und da neue Wohnung am besten auf Herz und Nieren geprüft werden, indem man auch Kleinkinder einlädt, standen auch Ella und Oscar auf der Gästeliste des kinderlosen Paares.
"Oh, ihr habt einen gefliesten Flur. Das ist aber schön praktisch", lobten die Eltern und als hätte es noch eines Beweises bedurft, hustete Oscar erst ein wenig, steigerte sich hinein und erbrach schwallartig auf die Fliesen.

Immer noch voll des Lobes für den gefliesten Flur wischten Papa und Mama und der Herr des Hauses die Fliesen wieder blitzblank.
Später sah Oscar, dass ja auch das Wohnzimmer gefliest ist und wiederholte das Spektakel. Oscar, der - so war die Vermutung - statt eines feinfühligen Magens einen Blecheimer in sich hat, zeigte ungeahnte stomachale Schwächen, die sich heute mehr so darmwärts verlagerten und das Martinsgans-Essen bei der Oma ein wenig einschränkten.

"Die Kinder wissen schon am besten, was sie vertragen und was nicht", weissagte Oscars Mama, woraufhin Oscar per Fingerzeig kundtat, dass er mit der mächtigen Mousse-au-Chocolat-Torte liebäugelte. Da die Kommunikationsstruktur unseres Sohnes momentan keine Diskussionen über verweigerte Befehle zulässt, gaben wir dem Bengel die Torte - und siehe da: Nach zwei Bissen schob er sie beiseite und verlangte trockenen Kuchen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen