Sonntag, 7. November 2010

Der Künstler nannte sein Bild "Eier"

In der Kita von Ella und Oscar ist es schöne Tradition, dass die gemalten und geklebten Kunstwerke der Kinder im Flur hängen. Meistens steht dann noch der Name des Kindes auf dem Bild und ganz selten auch mal ein Titel.
In der letzten Woche muss es irgendwie mal Waffeln in der Kita gegeben haben, denn Lucie malte laut Bildunterschrift ein "Waffeleisen", das grob gesagt der abstrakten Kunst zuzuordnen ist. Andere Kinder malten die Waffeln selbst oder einzelne Zutaten, wie Zucker oder Mehl.

Papa stand dann so vor den Bildern und suchte die Namen seiner Kinder. Er fand schließlich durchaus Komisches. Ein Bild war bekritzelt in den buntesten Farben. Der Künstler hieß "Oscar" und sein Werk "Eier".

Diese nette Anekdote wird nur leider kein einziger Blog-Leser so komisch finden wie Oscars Eltern. Denn keiner weiß, dass Oscar derzeit zwar sehr gerne redet, dass sein Wortschatz aber immer noch äußerst überschaubar ist. Neben "Mama", Papa" und "Ella" erzählt Oscar nämlich eigentlich nur von 2 anderen Dingen: Von einem Mädchen namens Anna, das hier sonst aber niemand kennt und von "Eiern".

"Eiiiiieeeeeer", schallt es dann durch die Wohnung. Fragt man Oscar dann, ob er "Eier" möchte, dann rudert er mit den Armen und schreit "Annnnnnnnnaaa" oder auch mal "Paaapppppaaa" oder "Ellllllllllaaaa" oder "Maammmmmmmmaaa". Und deshalb finden wir es einfach unglaublich, dass Oscar sein Bild zum vorgegebenen Thema "Waffeln Backen" einfach mal "Eier" genannt hat.

Während irgendwo in dieser Republik in der vergangenen Woche eine Mutter ihr zweijähriges Kind zur Polizei brachte um es dort anzuzeigen und diese Aktion kinderlosen Journalisten kurios genug für bundesweite Zeitungsmeldungen erschien, fuhren Ella und Mama ins Wendland um dort zu demonstrieren.

Überhaupt wird Ella derzeit ständig mit Demos konfrontiert. Gelangweilt erzählt Ella mittlerweile von ihren Demo-Erlebnissen. Fluglärm über Lichtenrade, Laufzeitverlängerung der AKW, Castor-Transporte... immer wieder schleppt ein euphorisiertes Familienmitgleid Ella mit zu einer Demo.

Im Wendland war es dann aber wirklich mal ganz interessant. Schließlich verkeilten sich dort hunderte Traktoren (, eine Zahl, die Ella auf "Zwei - ein roter und ein grüner" hinunterlog) und es gab ein Kinderzelt und unter den Demonstranten waren auch so illustre Gäste wie Jurij und Luisa aus Hamburg und Flora aus Berlin.

"Ella - wie war es auf der Demo, die sogar Topmeldung in der Tagesschau war?", fragte Papa, auf heftige Augenzeugenberichte hoffend. "Gut", sprach Ella.
"Erzähl doch mal!", wippte Papa auf den Füßen.
"Erst haben wir geesst, dann haben wir gespielt, dann haben wir geschlafen, dann haben wir wieder geesst, dann sind wir zu den Wildschweinen gefahren, dann sind wir nach Hause gefahren."
"Und die Demo?"
"Die war davor."

Im Übrigen stellte Oscar sich an diesem Wochenende eindeutig auf die Seite der Polizei. Er tat alles in seiner Macht stehende, die Demonstration dahingehend zu minimieren, dass zwei Demonstranten nicht anreisen konnten. Sein Versuch schlug allerdings fehl.
Sein Plan war, in der Nacht vor der Abreise für den maximal denkbaren Schlafentzug der Fahrerin (Mama) zu sorgen. Um 3:30 begann das Spektakel, das aus Gekreisch und gezielten Zappeleien und Spaziergängen durch fremde Betten bestand. Geschlafen wurde dann jedenfalls nicht mehr.

Verhindern konnte er es dann aber wie gesagt nicht. Entsetzt musste er mit ansehen, wie seine Mama mit Ella die Wohnung verließ und etwas von "Ausflug" sprach. Die Tür schloss sich und Oscar starrte seinem unrasiertem Vater ins Gesicht.

Das Programm mit dem völlig übermüdeten Oscar sah am Samstag einen Besuch im Schwimmbad und am Sonntag einen Besuch im Hauptbahnhof vor. Beide Ausflüge verliefen soweit ganz erfreulich, nur auf den Rückwegen, da krümmte sich Oscar und brüllte und tobte und lief nicht und ließ sich nicht in den Buggy setzen.

Beide Male kam es zum handfesten Streit mit seinem Papa. Und jedesmal danach zeigte Oscar unglaubliches Mienenspiel: Oscar kann - das kennen wir von Ella gar nicht - unfassbar vorwurfsvoll gucken. Er ist der ungekrönte König des Schmollens. Zornesfalten und ein zusammengezogener Mund bilden das Grundgerüst. Dazu wird der Gegenüber tief angeguckt. Woher weiß ein eindreiviertel Jahre altes Kind, wie man schmollt? Ist so etwas etwa angeboren?

1 Kommentar:

  1. wie kann man solche bilder online stellen das ist grenzwertig!

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