Sonntag, 5. April 2009

Unentdeckt Leberwurstbrote kauen

Zwei Paar Hände durften sich bislang an Ellas Kopfhaar versuchen: Ellas Mama schnibbelte in grauer Vorzeit einmal um Ellas Kopf herum und benötigte für eine totschicke Modefrisur des Töchterleins gerade einmal 15 Sekunden.

Das zweite Paar Hände gehört Ellas Tante Kati. Diese macht beruflich nichts anderes und konnte Ella daher immer ganz besonders schöne Frisuren verpassen, mit Stufen und allem Piff Paff Puff.

So richtig im Frisiersalon war Ella allerdings noch nicht. Doch als wir nur noch spekulieren konnten, wer oder was sich hinter den Haaren befand, die in letzter Zeit durch unsere Wohnung flitzten, da fiel die Entscheidung: "Ella, du gehst zum Friseur" - Ella nickte. "Ja, Montag", sprach sie, weil sie als modernes Kind weiß, dass die Zeiten, in denen Friseure aus unerfindlichen Gründen montags generell geschlossen haben, ein für allemal vorbei sind.

Zunächst einmal wurde Ella im Frisiersalon gelobt ("Ist die süüüüß") und dann gescholten ("Dein Hals ist zu klein, deswegen wirst du jetzt nass."). Ella fand alles spannend und so hielt sie interessiert still, wurde tatsächlich nass, weil ihr Hals zu klein für den wasserabweisenden Kittel war und erklärte der Friseurin deutlich, dass sie wünsche, so wie Mama auszusehen.
Sehr gut. Bei der Generalprobe auf dem Hinweg versemmelte Ella nämlich ihren Text und sprach, dass sie aussehen möchte wie Papa.
Der nahm das einfach mal als Kompliment hin, hatte aber kein Interesse daran, seiner Tochter jeden Morgen Haarschleim in die Frisur zu schmieren, auf dass Ellas Haare keck nach oben stehen wie beim Papa...

Ella wurde also frisiert und sah anschließend leider erstmal nicht aus wie Mama. Nein. Ella sah aus wie eine ranghohe deutsche Politikerin. Sie sah - um genau zu sein - aus wie die derzeit ranghöchste deutsche Politikerin.
Schnell jedoch legten sich die Haare, oder wir gewöhnten uns an die Frisur, denn mittlerweile finden wir Ellas Kopf total gutaussehend.

Am Folgetag allerdings war es immer noch ungewohnt. "Wo ist denn jetzt Ella?", fragte Papa die Kita-Leiterin. "Hmmm, die war doch eben noch hier", stammelte diese und holte eine zweite Erzieherin zur Hilfe. Es mochten wohl zwei Minuten vergehen, in denen Papa und die beiden Damen zunehmend hilfloser die kleine Ella suchten. Schließlich die Erlösung: "Na, hier isse doch!".
Ella saß die ganze Zeit neben der einen Erzieherin, vom Papa auch lediglich etwa 80cm entfernt. Sie spachtelte während der gesamten Suchaktion Leberwurstbrote in sich hinein und interessierte sich nicht für die suchenden Erwachsenen.
Man hatte einfach nach einem langhaarigen Kind gesucht. Keiner nahm Notiz vom kauenden Kind mit der Angela-Merkel-Frisur (jetzt ist der Name doch gefallen).

Oscar hat auch eine sehr schöne Frisur um hier mal elegant den Bogen zu schlagen. Während andere Kinder in seinem Alter der Erzählung anderer Eltern nach schon mächtig nerven, zieht es unser Sohn - dem Himmel sei Dank - noch immer vor, erschöpft in der Ecke zu liegen. Auch wenn Mama möchte, dass in diesem Blog-Eintrag unbedingt erwähnt wird, dass Oscar so langsam erwacht, so muss ergänzt werden, dass es sich um ein Erwachen auf niedrigem Niveau handelt. War Oscar 20 Minuten wach und hat in dieser Zeit kaum einen Mucks von sich gegeben, ist er dann auch bald schon wieder sehr erschöpft und muss in Form eines stundenlangen Schlafes erstmal wieder auftanken.

Oscars Bewegungsradius ist übrigens von 0 auf etwa 20cm in einer prozentual nicht darstellbar hohen Weise gewachsen. Heute ist es geschehen: Wir erwachten und sahen erstaunt in Oscars leeres Beistellbett. Oscar robbte sich scheinbar aus diesem heraus und befand sich daher mit vollem Umfang im Ehebett. Voilà. Da waren wir dann wirklich mal alle Mann in einem Bett, auch wenn Ella in dieser Woche auch mal wieder eine Nacht in ihrem Zimmer verbrachte.

"Wo möchtest Du schlafen?", wird sie jeden Abend gefragt. "Im Bett oder auf dem Sofa?".
Ella, Punk, wählt immer die unorthodoxe Variante, also das Sofa. Heute war aber auch das langweilig geworden.
Nach der Auflistung der beiden möglichen Schlafplätze machte sich Enttäuschung breit. "Oder auf der Decke auf dem Boden?"
"Auf der Decke auf dem Boden", murmelte der Punk und da liegt er jetzt.

Der Frühling übrigens auch ist in Hamburg angekommen, was bedeutet, dass es nicht mehr grau und kalt ist, sondern grau und manchmal nicht so kalt, und dann aber auch schnell wieder kalt. Manchmal meint man, es ist hier kalt und warm gleichzeitig - das kann nur Hamburg.

2 Kommentare:

  1. Wir sind auch langsam der Meinung, dass Kinderbetten eine Werbeerfindung sind. Joshs steht größtenteils unberührt in seinem Zimmer (er selbst schläft bei Nils). Schläft er doch mal in seinem Bett, räkelt sich Nils auf dem Boden ...

    Wenn es sie glücklich macht ...

    :D

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  2. Hab zwar zum Thema Kinderbett nix zu sagen, aber ich frage mich, was für eine fiese Webcam da beim Friseur installiert ist. Da fällt doch eindeutig jemand die Treppe runter! Die Hamburger sind echt seltsam.

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