Sonntag, 8. Februar 2009

Ellas Krise

Zunächst einmal ist Ella nun alt genug, um mit ihr einmal die rechtlichen Hintergründe des Blogs zu klären.
So fragte Papa beim Frühstück: "Ella, ist es okay, dass ich dein bisheriges Leben dokumentiert und der Weltöffentlichkeit zugänglich gemacht habe?". Ein kurzer Blick, dann die unmissverständliche Antwort mit Brot im Mund: "Ja".
Wunderbar - mögen die Anwälte im Fall Hoffmann gegen Hoffmann in geraumer Zukunft diese Zeilen finden.

Mittlerweile steht fest: Wir haben nun ein Schreikind. "Herrje, nun lasst das Neugeborene doch weinen. Viel mehr können Babys doch nicht", grummeln da strenge Leser - doch halt: Von Oscar ist hier nicht die Rede.

Seine große Schwester ist es, die in ihrer bislang größten Lebenskrise steckt und daher deutlich häufiger winselt als ihr kleiner Bruder.
Neben der immer noch ungewohnten Situation, nicht mehr die kleinste, schwächste und hilfloseste Person des Haushaltes zu sein, gesellte sich ein für Ellas Verhältnisse sehr hartnäckiges Fieber hinzu, das ohne Beistand anderer Symptome in Ellas Körper herumwütete und das Kind vollkommen aus der Bahn warf.
Ein weiteres Symptom konnte man vielleicht doch noch ausmachen, vielleicht war es aber auch nur eine Folgeerscheinung von Ellas Nonstop-Winseln: Ella war ein bisschen heiser.

Man denke sich in etwa die Stimme und Körpersprache eines nahöstlichen Klageweibes, will man Ellas typisches Verhalten in dieser Woche vor Augen haben. "Aufnaaaaaaaaam" ("Papa, ich möchte gerne auf deinen Arm") war dabei Ellas Soundtrack.
Hinzu kommt, dass sie, obwohl sie ihren Bruder wirklich lieb hat, durchaus eifersüchtig ist.
Als Ella gestern ihren Kopf aus etwa 10 Zentimeter Höhe wiederholt auf das Laminat krachen ließ, da ergoogelte Mama es ganz eindeutig: Eifersucht in fortgeschrittenem Stadium.

Oscar tangiert das Verhalten seiner sehr sensiblen Schwester derzeit noch nicht so recht. Jeden Tag ist er ein bisschen länger wach. In der Nacht grunzt er mal ganz gerne. Seinen Nabelschnur-Rest hat er verloren wie die Kaulquappe den Schwanz und mit seinem Reichtum an Hautfalten in der Intimregion hat er seinen Eltern den wesentlichen Unterschied zwischen dem Wickeln von Mädels und dem Wickeln von Jungs gezeigt: Es ist der pure Wahnsinn, wieviele Hautlappen und Organe man anheben muss, um einen Jungen untenrum zu säubern. Irgendwann sind wir selber auf die beste Wickeltaktik gekommen, und die veröffentlichen wir nun zum Mitschreiben:
Mädchen von oben nach unten wickeln. Jungen von unten nach oben wickeln und zwar mit Schmackes.

Heute war für Oscar das erste Baden angesagt. Nach einem kurzen Schrei (man kann ja nie wissen, vielleicht wartet ja Unheilvolles) hat er die friedliche Absicht des mit Wasser gefüllten Badeeimers erkannt und sein erstes Bad genossen. Beim anschließenden Bürsten steigerte sich seine Behaglichkeit, sodass nicht viel gefehlt hat, den kleinen Mann schnurren zu hören.

Ella kompensiert ihre Konkurrenzsituation psychologisch durchaus nachvollziehbar, indem sie die Schar der Kuscheltiere, die sie stets begleiten muss, drastisch ausgedehnt hat. Ob nachts im Bett von Mama und Papa oder tagsüber überall: Frosch, Schwein, Tassa, Hund, vier Kuscheltücher, Homer, Äffchen und einige andere Stofftiere müssen mit, was bei der menschlichen Anatomie, die nun mal nur zwei Arme zum Greifen und Kuscheltiere halten vorsieht, zu Problemen führt. Egal. Hier braucht jemand gaaanz viel Liebe in Zeiten wie diesen...

Übrigens: Ella ist nun stolze Besitzerin eines "Surfbretts" (Buggyboard). Angedacht ist, dass das große Kind am Kinderwagen des Babys durch Hamburg surft. Heute wurde Ellas Möglichkeit der Fortbewegung noch durch ihr Fahrrad ergänzt. Hoffnungsschwanger trat man zu viert den Spaziergang an. Irgendwann war Ella "aufmaaaaaaaarm", und das Fahrrad klemmte am Buggyboard. Dazu ein Klangteppich aus Wimmern und Schluchzen. So richtig viel Spaß hatte die dynamische Familie beim Spaziergang nicht.

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