Sonntag, 1. Februar 2009

Am falschen Kind zerren - von den Schwierigkeiten zu viert

Nach den ersten sieben Tagen, die der kleine Oscar nun auf der Welt ist, können wir vorsichtig erste Eigenschaften des kleinen Wichtes ausplaudern, auch wenn unser neues Familienmitglied fast rund um die Uhr schläft.

Die Wachphasen deuten auf ein sehr genügsames, ruhiges und vor allem anhängliches Kind hin. Die große Schwester Ella ist ja bekanntlich kein allzugroßer Freund des Körperkontaktes. Schnell wird das liebeshungrige Elternteil auch mal aus der Umarmung herausgepresst. Nicht so bei Oscar. Oscar hasst Einsamkeit und liebt die körperliche Nähe, weshalb man das im Stubenwagen erwachende Kind zunächst für rund drei Minuten irritiert glucksen hört und dann laut weinen, wenn es realisiert hat, dass es bei niemandem auf dem Arm liegt.

Eine große Gemeinsamkeit besteht allerdings zwischen unseren Kindern. Beide verfügen über einen ausgeprägten Saugdrang. Und so warteten die Eltern lediglich so lange, bis die Hebamme ihnen versicherte, dass der Schnuller auch für Neugeborene kein Werkzeug des Teufels ist, und stopften sogleich dem ahnungslosen Baby den Schnuller in die dafür vorgesehene Öffnung.
Sekunden der Verwunderung verstrichen, ehe Oscar die friedliche Absicht dieser Attacke erkannte. Genüssliches Nuckeln und ein zufriedenes Gesicht ließen die Eltern glauben, mal wieder sehr richtig gehandelt zu haben.

Völlig unerwartet herrscht hier derzeit übrigens große Ruhe: Der Wirbelwind ist krank. Traurig guckt Ella seit zwei Tagen aus ihren suppentellergroßen Augen und spricht kaum ein Wort. "Bist du krank?" - Trauriges Nicken.
Gegen Fieber hilft schlafen, Bücher vorgelesen bekommen und "Mondbär" gucken. Diesen Dreikampf durchläuft Ella nun seit geraumer Zeit. Die Ruhe, die sie dabei erzeugt, liegt wie ein Fremdkörper in der Wohnung. Beide Kinder pennen ohne Ende. dazu kommt, dass Mama nach Schwangerschaft und Wochenbett nun langsam wieder voll einsatzfähig ist. Papa stellt fest, dass es in der letzten Zeit nie entspannter war als jetzt.

Dazu muss man sagen, dass die Mama derzeit absolute Höchstleistungen vollbringt. Dies ist daran zu merken, dass Papa schon zwei Nächte hintereinander nicht mehr "draußen" war, sondern die gesamte Nacht liegend verbrachte. Heute morgen berichtete Mama stolz von der Nachtschicht: "Ella wollte dreimal was trinken, Oscar wurde zweimal gestillt und zweimal gewickelt."
"Ach?" sprach Brötchen kauend der Papa. Das Frühstück mit Aufbackbrötchen und Bacon hatte Mama auch selber gemacht und Gatten mit Fieberkind bis 9:30 (!) schlafen lassen. Gesegnet sei die überschüssige Energie der zweifachen Mutter.

Kurioses ist noch aus den ersten Nächten zu viert zu berichten.
Da Oscars Beistellbett direkt mit dem großen Bett verbunden ist, liegen wir tatsächlich zu viert nebeneinander. Interessanter Weise verändert Ella jedoch in manchen Nächten die gewohnte Reihenfolge, nach welcher Ella zwischen Mama und Papa zu liegen hat. Ella rutscht nun manchmal ganz an die Wand, vielleicht weil sie Angst hat, Oscar während der Nacht kaputt zu machen. So liegt nun Papa manchmal in der Mitte und damit ungewohnter Weise auch im Tal zwischen zwei Kopfkissen.

Die erste Nacht zu viert war eine Katastrophe. Papa und Ella zogen irgendwann ins Wohnzimmer um und fanden erst Schlaf, als Papa um 1:00 nachts die Gästematratze vom Dachboden holte. Ella freute sich und begann auf selbiger zu hüpfen. "Bis hier und nicht weiter, Frollein", sprach Papa erzürnt und deutete bedeutungsschwer auf die Uhr.

Gestern Nacht kam es dann erstmals zu einer wirklich unübersichtlichen Situation im Bett:
Oscar schrie. Papa realisierte blitzschnell: Ein Kind schreit, vermutlich das neue. Er griff schlaftrunken ein Kind. Es war leider das falsche. Ella schlief friedlich, als Papa an ihr zog und zerrte und sich langsam zu wundern begann, warum er den eigentlich federleichten Oscar nicht hochheben kann. Ella verstand die Welt nicht mehr und schrie laut auf. Erst Minuten später konnte sie sich beruhigen. Eine interessante Phase, in der die Eltern eigerahmt von zwei schreienden Kindern im Bett lagen, fand ihr friedliches Ende. "Was war los?", fragte Mama. "Ich zerrte am falschen Kind", erklärte Papa.
Auch in der Nacht davor kam es zum simultanen Aufwachen der Familie. Es war um 3:30 Uhr, als wir alle wach und glücklich waren... Einer hatte Durst, eine wusste nicht, in welchem Bett sie weiterschlafen möchte, einer bereitete daher schon mal die Matratze im Wohnzimmer vor und eine stillte und wickelte. Das Seltsame daran: Wir finden das bislang noch irgendwie lustig und kurzweilig...



1 Kommentar:

  1. Endlich funktionieren die Kommentare!
    Also was ich die ganze Zeit schon loswerden wollte: gaaanz süße Bilder von Ella und Oscar! Und ich hoffe, dass Oscar Näschen inzwischen etwas entknautscht ist.
    Den jungen Doppeleltern alles Gute und ich hoffe euch bald wieder live sehen zu können!

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