Freitag, 13. Juli 2012

Sich unter der Informationslast biegender Blogeintrag

So manche Woche der vergangenen Jahre, die wöchentlich in diesem Blog dokumentiert wurden, waberte ereignislos vor sich hin. Der Blogschreiber saß dann verzweifelt vor der leeren Seite, fragte seine Frau, was passiert wäre und berichtete dann von Spektakeln wie Purzelbäumen oder U-Bahnfahrten. Die Leserschaft gähnte zurecht.

Diesmal stehen wir vor Problemen anderer - gegenteiliger - Art. Wie ist der Grad der Veränderung in Worte zu fassen? Wie ist es möglich, eine derart ereignisreiche Zeit zu skizzieren?
Versuchen wir es in einem Satz - dem Satz mit der höchsten Informationsdichte in sechs Jahren Bloggerei. Es geht los:

Ella feierte ihren sechsten Geburtstag im Garten, packte morgens Geschenke aus, ging vormittags ins Kino (Benjamin Blümchen), feierte nachmittags und abends mit der ganzen Verwandtschaft weiter, bevor einen Tag später der Umzug in die neue Wohnung anstand, in der wir also seit einer guten Woche wohnen, in der aber noch keine richtige Küche und auch noch nicht das Telefon installiert ist, sonst aber alles ganz wunderbar ist, sieht man mal von Else Kling ab, die in einer Art polymorphen Spaltung in Form eines Mannes und einer Frau irgendwo unter uns wohnt, was momentan aber sowieso egal ist, da wir derzeit bei Oma Münster in Bergkamen weilen und demnächst für ein paar Tage im Urlaub sind, was eine Information darstellt, mit der potenzielle Einbrecher in diesem Fall nicht viel anfangen können, da in unserem Haus irgendwo unter uns in einer Art polymorphem Spaltung Else Kling... ach das hatten wir ja schon... jedenfalls dürfen sich die potenziellen Einbrecher warm anziehen, denn unsere neuen Nachbarn passen auf "wie die Teufel", das sagen so jedenfalls die vielen lieben Handwerker, mit denen wir zur Zeit unsere Wohnung teilen.

Das waren sie, die 191 Worte dichtester Information. Dies haben wir hinter uns. Und nun haben wir Platz für weitere Details. Ella, das haben wir im langen Satz syntaktisch nirgendwo unterbringen können, ist nun kein Kita-Kind mehr. Traurig nahm Ella Abschied vom Kinderladen und den Erziehern. Eine traurige Ella erkennt man übrigens daran, dass sie sehr normal ist. Dass sie mal nicht kopfüber an der Kletterstange hängt oder schreiend durchs Gelände jagt, sondern dass sie in normalen Tempo läuft, relativ ruhig ist und lächelt. Die tieftraurige Ella ist im Prinzip ein unglaublich angenehmes Mädchen.

Dieses angenehme Mädchen aber rang die ganze  Zeit mit den Tränen, fand dann Papas Schulter und konnte dort hineingepresst vom Kloß im Hals erzählen. "Ich habe den Kinderladen verloren und die alte Wohnung verloren. Das ist so, als hätte ich zweimal das Zuhause verloren", sagte die Sechsjährige auf dem neuen Heimweg ihrem Vater. Dieser war gleichzeitig stolz, ob der starken sprachlichen Konstruktion der töchterlichen Aussage und traurig, weil durchaus einzusehen ist, dass momentan ein bisschen viel Veränderung in das kleine Mädchen hineinrieselt. 


Unterm Strich ist Ella aber glücklich in der neuen Wohnung. Sie hat nun ein Zimmer, in dem kein Wüterich sein Unwesen treibt. Der Wüterich hat natürlich auch ein eigenes Zimmer. Dieses findet er momentan noch doof. Vermutlich ist ein Sofa zu viel und ein Cars-Poster zu wenig in Oscars Zimmer. Bei Ella aber ist alles ziemlich in Ordnung. Oft verschwindet Ella in ihren eigenen vier Wänden und genießt dort Zeit und Raum für sich, während Oscar draußen tobt und seinen Eltern in klug durchdachter Argumentation erläutert, dass sein Zimmer doof ist. Gerne liegt der Herr dann auf dem Boden und trommelt mit allen Extremitäten Richtung Else Kling. Vielleicht ist das alles auch für Oscar momentan nicht so leicht. Aktuell ist auch noch ein wunder Po hinzugekommen. Wir halten fest: Sofa raus, Cars-Poster rein, Salbe rauf. Oscar ist bestimmt schnell wiederhergestellt. 


Die Blogleser mögen sich nun gedulden. Wann das nächste Mal gebloggt wird, hängt von einigen Faktoren ab. Einer davon ist die Telekom beziehungsweise O2. Wir glauben an die hohe Kompetenz der beiden Unternehmen und sind sicher, dass alles schnell geht. Wie auch immer: Die Zeiten bleiben spannend. Der Blog wird sich auch in Zukunft unter der großen Informationslast biegen. 


Abschlussinforrmation und dann ist wirklich Schluss mit Inhalt: Oscar war beim Friseur. Punkt. Schluss. 

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