Sonntag, 22. August 2010

Verzweifelte Kommunikationsversuche

Der Herr möge uns allen mehr Neunjährige schenken!
Die neunjährige Leonie nämlich reiste für 2 Tage mit ihrer Mama aus Wuppertal nach Berlin und stopfte auf ganz wunderbare Weise das Generationsloch zwischen Kindern und deren Eltern.

Wir jedenfalls waren uns gar nicht so sicher, wie das so wird mit der Vierjährigen, dem Einjährigen und der Neunjährigen. So richtig viel Schnittmengen gibt es da ja nicht - außer essen und fernsehen.

Als das große Kind aber entdeckte, dass die kleinen Kinder Vorlesegeschichten mögen und die kleinen Kinder ungefähr zeitgleich entdeckten, dass große Kinder schon vorlesen können, da war eigentlich alles in Butter.
Stundenlang konnten die Erwachsenen im Wohnzimmer die allgemeine Lage der Welt analysieren, während Leonie nach eigenen Angaben im Kinderzimmer ihrer gebannten Zuhörerschar ganze 20 (!) Bücher zum Besten gab.

Als sich bei den obligatorischen Ausflügen Leonie auch noch als Huckepack-Trägerin entpuppte, da konnte man - was Ella betrifft - sogar schon von tiefer Liebe sprechen. Mama und Papa jedenfalls sind saublöd im Vergleich zu neunjährigen Kindern.
Dass Pippi Langstrumpf im Übrigen auch neun Jahre alt ist und immer sein wird, machte die Sache noch viel großartiger.

Der Abschied von der Wuppertalerin zeigte dann wieder die geballte Unlogik der Vierjährigen, die es so schwer macht, mit Ella vernünftige Gespräche oder konfliktfreie Tage zu verbringen.
"Ella, willst Du Leonie nicht 'Tschüss' sagen?"
"Nöööö", Ella verkriecht sich hintter Papas Beine und guckt teilnahmslos und desinteressiert durch die Gegend.
Leonie war mit ihrer unbändigen Geduld gerade dabei, auch diesen Affront einfach hinzunehmen, da schnappte Papa sich seine Tochter und hob den Zeigefinger:
"Ella, ich glaube, Leonie würde es ganz schön finden, wenn du ihr 'Tschüss' sagtest."
Da löste sich Ella von Papa, stürzte auf Leonie zu und umarmte sie. Ella drückte die Neunjährige dabei so sehr, wie sie es bei Mama und Papa nur in absoluten Ausnahmefällen machen würde. Ein Tränchen drohte aus Ellas Augen zu fließen... Leonie bekam den hoch-emotionalen Abschied, den sie verdiente.
Allen verzweifelten Jungs, denen Ella in 10 Jahren und später ihr breites und weites Desinteresse zeigt, sei hiermit also gesagt: In Ella sieht es manchmal ganz anders aus, als es scheint. Wenn sie euch nicht beachtet, mag sie euch wahrscheinlich trotzdem total gerne.

Kommen wir nun zum Knilch.
Dieser kann immer noch nicht sprechen, aber - Freunde sämtlicher Kommunikationstheorien hergehört - er kann fast perfekt kommunizieren. Oscar beherrscht neben den Worten "Mama", "Papa", "Nein" und "Ja" nämlich auch noch einige zeichensprachliche Elemente, die er immer stärker einsetzt.
Ganz wichtig ist dabei die zum Mund geführte Hand. Dies heißt: "Hunger". Und den hat Oscar recht häufig.

Darüber hinaus versucht Oscar nun aber auch mittels abstrakter Kunst Einblicke in seine Gefühlswelt zu verschaffen.
Still sitzt das Kind im Zimmer, und wer nicht genau hinsieht, der bemerkt nicht den Filzstift in seiner Hand.
Wie oft er unbemerkt mit Filzstiften in seinem Zimmer sitzt, wurde uns jüngst klar, denn Oscar läuft recht häufig als lebendes Kunstwerk durch die Gegend.
Die Hose: Vollgekritzelt. Das T-Shirt: Vollgekritzelt. Arme und Beine: Vollgekritzelt. Das Gesicht: Vollgekritzelt.
Da wir diese gezeichneten Botschaften zu deuten noch nicht in der Lage sind, begnügen wir uns damit, allen staunenden Passanten zu erklären, dass Oscars Gesicht keinesfalls Ausdruck fürchterlichster Hautkrankheiten oder Folge fataler Schnittverletzungen ist, sondern dass Oscar halt sehr gerne malt, anscheinend aber nicht weiß, wo sich das Papier befindet, weshalb er recht häufig sich selbst bemalen muss.

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