Sonntag, 10. Mai 2009

Die Nase sagte dann auch "Nein".

Ellas Oma in Berlin neigt zur sogenannten Objektophilie - der Liebe zu Gegenständen und Objekten. Früher hatte Ellas Oma eine starke Zuneigung zur Berliner Warenhauskette Wertheim, heute ist es der Berliner Supermarkt Reichelt, der bei dieser guten Frau für Gefühlsregungen sorgt, die nur mit dem Wort "Liebe" annähernd treffend gekennzeichnet werden können.

Ungeachtet dessen, dass sich hinter der emotionalen und vielleicht auch körperlichen Zuneigung zu diesem Supermarkt eventuell eine kleine Bindungsstörung verstecken könnte, hat Ellas Oma das Phänomen der Objektophilie binnen kürzester Zeit auf ihre Enkeltochter übertragen.

Im Fahrstuhl des Supermarktes war es, als Ella zur Oma empor blickte und mit belegter Stimme sprach: "Oma. Ich lieb' Reichelt." Zeugen sprechen davon, dass Ella währenddessen nasse Augen hatte.

Die beiden Damen waren sich nun also ihrer Seelenverwandtschaft endgültig gewahr und gingen in Ellas knapper Berlin-Woche ihrer Leidenschaft zweimal nach. An allen anderen Tagen fragte Ella nervös, ob sie heute zu Reichelt gehen darf. Ihre Eltern machen sich Sorgen.

Während Ella also in Berlin den Supermarkt und auch sonst das Animationsprogramm von Oma und Opa genoss, leistete Bruder Oscar Schwerstarbeit. Er wuchs.

Oscar fuhr als kleines Baby nach Berlin und kam als mittleres Baby zurück. Das mittlere Baby dehnte sich in den letzten 14 Tagen nämlich um ganze zwei Zentimeter aus.

Und was taten die Eltern derweil in der schönen Hauptstadt? Sie besichtigten mal wieder Wohnungen, fanden eine dann ganz toll und überlegten noch auf der Rückfahrt im ICE hin und her.
"Der Kopf sagt 'Ja'", sprach Mama. "Aber der Bauch sagt 'Nein'".
Ella ließ eine Sekunde verstreichen und wollte die Entscheidung in Mamas interner Körperdiskussion erzwingen: "Und was sagt die Nase?".

Die Nase sagte dann übrigens auch "Nein". Papas Nase aber auch, was schade ist, da Ella sogar schon in der Lage ist, die besagte Wohnung auf einer Berlin-Karte zu zeigen. Aber wir wollen ja nicht angeben... Das ist wahrscheinlich eine ganz normale Fähigkeit für ein Kind von nicht mal 3 Jahren...

Den heutigen Muttertag musste sich die zu ehrende Person heuer gründlich erarbeiten. Am Vorabend des Muttertages wurde die gesamte Familie nämlich vom Vater verlassen, der es vorzog, mit ein paar Herrschaften an der Elbe Astra zu sich zu nehmen.
Ein paar Anrufe aus den heimischen vier Wänden deuteten zart an, dass Zuhause der Bär steppt:
Oscar schläft - Ella soll auch - Ella will nicht - Ella schreit - Ella tobt - Oscar wach - Oscar weint - Mama schimpft mit Ella - Ella wütet - Oscar weint - Papa sitzt an der Elbe.

Und dann war Muttertag, Ella gab Mama ein Küsschen und eine Bastel-Blume und alles war vergessen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen