Sonntag, 16. Januar 2011

Rot. Gelb. Blau. Bunt.

In der Kita von Ella und Oscar war die Hölle los: Man feierte die "Farben-Woche". Am Montag wurde sich besprochen, am Dienstag sollten alle Kinder rot gekleidet erscheinen, am Mittwoch gelb und am Donnerstag blau. Der Freitag wurde als Lieblingsfarben-Tag auserkoren, sodass fast alle Kinder wieder in rot zur Kita gingen. Nur Ella nicht - die wählte als Lieblingsfarbe "Bunt" und ließ es optisch so richtig krachen.

Beide, Ella und Oscar, nahmen auf ihre Weise die Farbenwoche sehr ernst. Ella beispielsweise sagte, dass wir am Donnerstag unbedingt die Marmelade und das Pflaumenmus auf den Frühstückstisch stellen müssten, denn schließlich sei am Donnerstag ja "Blauer Tag". Unnötig war diese Anweisung. Denn obwohl beim Familienfrühstück nur etwa halbjährig jemand mal nach der Marmelade oder dem Pflaumenmus greift, stehen beide Artikel täglich auf dem Tisch. Natürlich auch am sagenumwobenen "Blauen Tag".

Bei Oscar dagegen kamen die pädagogischen Ziele der Farben-Woche so richtig zur Geltung. Oscar, der momentan in seiner Freizeit das literarische Werk "Mondbär und die Farben" durcharbeitet, zeigte sich besonders gut darin, loszuflitzen und mit blauen Dingen (Autos oder Legosteinen) zurückzukommen, wenn man zu ihm sprach: "Oscar, hol mal etwas Blaues."

Der elterliche Hintergedanke dieser Aufforderung, dies weiß, wer selber mindestens zwei Kinder hat, war, einmal ein paar Momente der Ruhe in der Küche zu finden. Papa forderte den Sohn also auf, etwas Blaues zu holen, dieser flitzte mitsamt seiner Schwester durch die glücklicher Weise sehr lange Wohnung und erschien exakt dann wieder, wenn Mama und Papa einen Satz wechseln konnten. Die Kinder liefen sich fortan aber in einen Rausch und holten noch viel buntere und größere Dinge aus dem Kinderzimmer. Die Eltern nutzten die kurze Phase der Freiheit und konnten sich vielleicht sogar drei bis vier Minuten unterhalten. Dann erst stellten sie fest, dass sie das Spiel der Kinder unterbinden müssen. Parkhäuser, Stofftiere, Autos und Bücher schnitten den Weg aus der Küche in der Rest der Wohnung bereits ab. Oscar fand die Farbenwoche also richtig gut.

Nachmittags des "Blauen Tages" zeigten sich die blau gekleideten Kinder technisch interessiert und die Eltern diese Interessen fördernd:
"Oscar sitzt an deinem Laptop und hämmert auf die Tasten", sagte der Vater zur Mutter, worauf dieser die etwas überraschende Antwort erhielt: "Ich hab ihm nur Word angemacht." Kurze Zeit später fragte Ella den Vater: "Darf ich deinen PC ausmachen?" - Antwort: "Ja."
Danach war alles durcheinander. Das Bild von Mamas Laptop stand auf dem Kopf. Die Festplatte von Papas PC war kaputt.
Recherchen, geführt mit dem auf dem Kopf stehenden Laptop der Mutter, ergaben, dass Oscar die Tastenkombination "Strg" + "Alt" +"Pfeil" gedrückt haben musste, was das Bild des Monitors lustig rotieren lässt. Schön, dies auch mal zu erfahren.
Als das Bild wieder in die rechte Postition gerückt wurde, betrachteten wir Oscars übriges Werk: Die "Eigenen Dateien" nannte Oscar um. Sie heißen jetzt "iiiiiiiiih". Auch der Name "Arbeitsplatz" war Oscar nicht quietschend genug. Dieser hört nun auf den Namen "iiiiiiiiih(1)". Vielleicht sollte man das Kind doch noch nicht unbeaufsichtigt mit dem Programm Word arbeiten lassen.

Ella dagegen schaltete den PC des Vaters wohl ganz besonders zärtlich ab: nämlich mit einem Klick auf die Hauptsteckdose. Das Kabel der Festplatte hat den Schock leider nicht überlebt. Morgen kommt per Post ein neues und da der Mindestbestellwert noch nicht erreicht war, packte Mama noch ein Buch für Ella und ein Buch für Oscar mit in die Bestellung.
Morgen gibt es also Geschenke. Eine Belohnung. Weil unsere Kinder wieder mal alles falsch gemacht haben.

Damit wir später, wenn wir einen hoffentlich sprechenden Sohn haben, die minimalen Fortschritte des Sprachzentrums von Oscar auch detailliert rekapitulieren können, sei hiermit erneut darauf hingewiesen, dass rund 25% von Oscars Äußerungen darauf verwendet werden, anderen Menschen Elefanten zu zeigen. Oscar sagt natürlich nicht Elefant, sondern eigentlich "Töröö". Da er aber "Töröö" nicht sagen kann, weil wir nur Kinder können, die "K" statt "T" sagen, ruft Oscar immer "Kreua", wenn er Elefant sagen will. Wir wissen das und können entsprechend antworten.
Oscar: "Kreua"
Ella, Mama, Papa: "Wo ist ein Kreua?"
Oscar (auf einen Elefanten zeigend): "Da!"
Mithörende Passanten: "???"

Zum Abschluss sei von einer psychologischen Methode erzählt, die vor etwa 2 Wochen eingeführt und gestern Nacht für immer abgeschafft wurde.
Ella - so sah es die psychologische Methode vor - solle immer dann eine Perle erhalten, wenn sie eine Nacht in ihrem Bettchen durchgeschlafen hat. Wenn sie 5 Perlen beisammen hat, dann darf sie diese eintauschen gegen eine Nacht mit Papa im Arbeitszimmer, was für Ella das größtmögliche irdische Glück darstellt.

Als Ella bereits 4 Perlen beisammen hatte, peitschte sie des Nachts ein Weinkrampf. Erst nach 30 Minuten kamen die investigativ ermittelnden Eltern auf den Kern des Kummers: Man will jetzt unbedingt im Arbeitszimmerm mit Papa sein und hat sich durch diese große Sehnsucht gerade um die fünfte Perle gebracht.
Und auch gestern - die Belohnungsnacht war vorbei - Ellas aktueller Perlen-Bestand auf "Null" geschrumpft, da weinte sie des Nachts wieder ganz furchtbar. Erst spät konnte sie uns erzählen, dass sie ins Arbeitszimmer will, diesmal mit Mama.

Oscar fand die Idee übrigens richtig doof. Eine Nacht neben Papa ist für ihn die Hölle. Eingeschnappt schlief er ein und wachte zum Glück erst am Sonntagmorgen um 8:00 wieder auf. Dann latschte er zu Mama.

Ella und Papa lassen das jetzt mit den blöden Perlen. Ab jetzt heißt es wieder jeden Donnerstag "Ella und Papa - Nacht" im Arbeitszimmer.

1 Kommentar:

  1. Wir haben vor einiger Zeit eine ähnliche Methode ausprobiert - dabei gab es ein Sternchen für jeden sauberen Gang zur Toilette. Nach 5 Sternchen wurden diese für einen Aufkleber eingetauscht. Später eine Schokolade, die irgendwo versteckt im Wohnzimmer zu finden war. Aufgrund des mäßigen Erfolgs wurde der Versuch irgendwann eingestellt.

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