Sonntag, 26. Dezember 2010

Falsche Weihnachtsmänner und göttliche Flammen

Die Sache mit dem Weihnachtsmann war dieses Jahr wieder kompliziert. Zwischen Kindergottesdienst und Bescherung fiel Ella dann ein, dass er doch besser nicht kommen soll. Da war es aber schon zu spät, denn der Weihnachtsmann war trotz vereister Straßen schon unterwegs Richtung Kreuzberg, dem Stadtteil, der sich auch an Weihnachten von seiner ganz speziellen unverkrampften Seite zeigte. Wo sonst in dieser Republik ist es sonst wohl möglich, dass erwachsene Passanten die mit einer Weihnachtskerze aus der Kirche schreitenden Kinder um Feuer bitten? Gott hat an irgendeinem Tage ja auch Kreuzberg erschaffen - er wird damit zurecht kommen. Der Passant jedenfalls zündete sich seine Zigarette auf denkbar göttliche Weise an.

Der Weihnachtsmann fuhr also im 2. Gang über spiegelglatte Fahrbahnen, als Ella ihre Meinung änderte. Um 16:40 klopfte er an die Tür und lieferte Geschenke ab. Ella war verschüchtert und Oscar völlig unbeeindruckt. 24 Filzsterne mit spektakulärem Inhalt, gefüllte Stiefel vor zweieinhalb Wochen und sprechende Weihnachtsmann-Säcke im Fernsehen haben ihn abstumpfen lassen. Der Weihnachtsmann war da. Oscar nahm es zur Kenntnis ohne weitere Gefühle zu zeigen.

Der Weihnachtsmann spulte sein Programm ab. Ein Lied vielleicht? Ella schüttelte den Kopf. Dies und das, so der Weihnachtsmann, sei noch nicht so ganz in Ordnung. Ella müsse lernen, auf Stühlen zu sitzen ohne minütlich von selbigen herunterzufallen, weshalb sie das gewünschte (und von den Eltern für dämlich befundene) Schaukelpferd auch nicht erhalten werde. Oscar solle im Übrigen nicht so schnell die Fäuste sprechen lassen, sondern lieber mal sprechen lernen.

Vielleicht war dies der Moment, wo für Ella ein Stückchen Kindheit zerbrach. Als der Weihnachtsmann dann wieder die Wohnung verließ, da sprach das Kind in die entsetzten Gesichter der Eltern, dass dies nicht der echte Weihnachtsmann war. Man habe Opa Wolfgang erkannt.

Papa und Mama hatten dann erstmal gar keine Lust mehr auf weitere Erklärungen. Noch spät am Abend wurde das Wort "Weihnachtsmann" gemieden, da wir uns vor unserer klugen Tochter nicht noch weiter blamieren wollten. "Da - ein Päckchen von Manja und Christian!", "Hier - Geschenke von Jan und Kitti." - Ella freute sich darüber, ernst genommen zu werden. Auch sie sprach an diesem Tage nicht mehr vom Weihnachtsmann.

Erst am 25.12. konstruierte Papa eine Erklärung: Der Weihnachtsmann sei sehr beschäftigt gewesen. Er habe verschiedene Helfer im Einsatz gehabt. So habe es in der Zeitung gestanden. Ella nahm dies Torte kauend zur Kenntnis.
Im nächsten Jahr müssen wir entweder richtig scharfe Geschütze auffahren und einen Profi-Weihnachtsmann kommen lassen, einen, den Ella nicht tags zuvor bei dessen eigenem Geburtstag besucht; oder wir lassen das alles sein. Ella ist vielleicht nicht gemacht für solche Spielereien...

Wir wollen uns jetzt nicht mit gähnend langweiligen Aufzählungen von Geschenken aufhalten, sondern hinüberschwenken zum Spross der Familie, der in dieser Woche viele kuriose Dinge tat, die mehrere Blog-Einträge füllen würden.
So flirtete er bei der Geburtstagsfeier des Opas (resp. des Weihnachtsmannes) so sehr mit seiner Cousine Lina, dass der Familienrat kurz noch einmal die juristischen Grundlagen durchging. Ergebnis: Cousin und Cousine dürfen alles! Was wir sahen, waren heftigste Umarmungen und tiefe Liebe in den Augen des Cousins - und eine etwas irritierte, aber nicht abgeneigte Cousine.

Zum Abschluss des Jahres 2010 zwei Mitteilungen zum Sprachniveau unseres Sohnes:
1) Auch wenn er spätestens seit diesen Tagen seinen Namen ("Okra") gerne und häufig und auch mal laut skandierend übt, so fällt doch auf, dass das überaus abstrakte Wörtchen "Ich" von Oscar bevorzugt wird. Mama klärte mit ihrem geballten Verstand den Papa auf: Oscar ist sprachlich zwar nicht sehr weit, aber er ist unheimlich intelligent." In diesem Moment fiel Oscar vom Sofa.

2) Oscar kann verschiedene Tiere toll benennen. So ist der Elefant, spätestens seit Ella im Adventskalender "Benjamin Blümchen"-CDs fand, der "Töröööö!". Und dann passierte etwas Erstaunliches, eine absolut würdige Pointe, um dieses Jahr abzuschließen: Oscar wurde gewickelt. Guckte an sich herunter und entdeckte, dass auch er einen Rüssel hat. Er ist sicher noch nicht so groß wie der vom Hörspiel-Elefant, aber Oscar erkannte die Ähnlichkeit, strahlte, deutete auf das Rüsselchen und sagte glücklich: "Töröööö!"
Mama unterbrach das Wickeln um Papa zu holen und davon zu berichten.

Die Kleinfamilie wünscht allen Blog-Lesern ein gesundes und frohes 2011.

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